In einer bemerkenswerten internen E-Mail, die am 3. November von Patrick Soon-Shiong, dem Besitzer der Los Angeles Times, verschickt wurde, erläutert er die Gründe für die Entscheidung der Zeitung, in diesem Jahr keine Unterstützung für einen Präsidentschaftskandidaten auszusprechen. Soon-Shiong, ein milliardenschwerer Unternehmer im Bereich Medizintechnologie, verweist insbesondere auf die von den beiden Hauptkandidaten – Kamala Harris und Donald Trump – unterstützten Politiken, die im Kontext des Konflikts zwischen Israel und Gaza stehen.
Er stellt in der E-Mail die Frage: „Gab es jemals in unserer Geschichte einen Zeitpunkt, an dem unser Land wissentlich Waffen an eine andere Nation liefert, die diese Waffen verwendet, um Kinder, Frauen und unschuldige Menschen zu töten und die Presse, Ärzte und medizinische Mitarbeiter ins Visier zu nehmen?“ Diese Aussage verdeutlicht die moralischen und humanitären Bedenken, die er mit seiner Entscheidung verbindet.
Die Auswirkungen auf die Redaktion
Die Entscheidung, keine Kandidaten zu unterstützen, führte zu erheblichem Aufruhr innerhalb der Redaktion. Es gab Rücktritte von Mitgliedern des Editorial Boards, während Tausende von Lesern ihre Abonnements kündigten. Ein Beispiel hierfür ist Jeff Bezos, Eigentümer der Washington Post, dessen ähnliche Entscheidung 250.000 Abbestellungen zur Folge hatte. Diese Situation wirft grundlegende Fragen zur Integrität und Unabhängigkeit der Medien auf und spiegelt die wachsende Skepsis vieler Leser gegenüber den Medien wider.
Einiges an Kontroversen erhielt Soon-Shion auch von seiner Tochter Nika, die seine Entscheidung teilweise mit seinen Erfahrungen in Südafrika in Verbindung brachte. Sie wies darauf hin, dass der Völkermord, den das internationale Recht als plausibel bezeichnet, nicht ignoriert werden könne. Diese Äußerung wurde in einem späteren Interview von Soon-Shiong selbst indirekt zurückgewiesen, als er betonte, dass seine Entscheidung nicht ausschließlich durch die Geschehnisse in Gaza motiviert war.
Dennoch bleibt die Verbindung zwischen Soon-Shion und dem aktuellen Konflikt unübersehbar, zumal er sowohl Harris' als auch Trumps Unterstützung für Israel in die Diskussion einbrachte. Er drängt auf eine kritische Auseinandersetzung mit der amerikanischen Außenpolitik und deren Konsequenzen für Menschenleben.
Zusätzlich zu den kontroversen politischen Themen kommt Soon-Shiong auch auf interne Fragen der Zeitung zu sprechen. In Bezug auf die Abberufung des ehemaligen Chefredakteurs Kevin Merida behauptet er, Merida sei nicht freiwillig von seinem Posten zurückgetreten, sondern entlassen worden. Solche Einblicke in die Dynamik innerhalb der Redaktion werfen Fragen auf zu Transparenz und journalistischer Ethik.
In der E-Mail äußert Soon-Shiong zudem den Wunsch, dass die Zeitung ihre Rolle als objektive Stimme in der Medienlandschaft wahrnimmt und sich von sämtlichen "Bestätigungsbias" distanziert. Dies ist ein klarer Aufruf zur Wiederherstellung des Vertrauens in die Medien und zur Förderung einer fundierten Diskussion über komplexe Themen.
Die Worte und das Handeln von Soon-Shiong stehen somit nicht nur für einen einzelnen Meinungsbildungs-Prozess innerhalb einer Redaktion, sondern für eine breitere gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den moralischen Implikationen der politischen Entscheidungen, die nicht nur die USA, sondern die gesamte Welt betreffen.
Für weitere Informationen zu diesem Thema können Sie die E-Mail, die die Diskussion angestoßen hat, hier nachlesen.
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