Das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV, ist für viele Eltern ein Grund zur Sorge. Jedes Jahr werden in Österreich dafür rund 1.100 Kinder hospitalisiert, was zeigt, dass kaum ein Kind davon verschont bleibt. Schätzungen zufolge erkranken jährlich etwa 54.600 Kinder an RSV. Dieses Virus ist besonders gefährlich für die Allerjüngsten, da fast die Hälfte der hospitalisierten Kinder weniger als drei Monate alt ist. Studien verdeutlichen, dass 97 Prozent der Kinder in den ersten zwei Lebensjahren von einer RSV-Infektion betroffen sind.
Eine besonders gefürchtete Folge der RSV-Infektion ist die Bronchiolitis, eine Erkrankung, bei der sich die kleinsten Atemwege entzünden und überbläht werden. Babys, die eine solche Erkrankung erleiden, zeigen ein höheres Risiko, im frühen Kindesalter an Asthma zu erkranken. Aktuelle Forschungsergebnisse belegen einen Zusammenhang zwischen RSV-Infektionen und Asthma, was die Sorgen von Fachleuten weiter verstärkt.
Häufige Krankenhausaufenthalte und hohe Kosten
Eine Studie der MedUni Graz zeigt, dass RSV für 20 Prozent der Krankenhausaufenthalte von Kindern unter fünf Jahren verantwortlich ist. Zwischen 2015 und 2022 stellte die Kinderklinik fest, dass 19 Prozent aller Spitalsaufnahmen wegen Atemwegserkrankungen von RSV betroffen waren, was ganze 2 Millionen Euro an jährlichen Behandlungskosten bedeutet. Die überwiegende Mehrheit dieser Kinder war zuvor gesund und erst im Krankheitsverlauf hospitalisiert worden. Es wird geschätzt, dass ein signifikantes Prozentsatz der Kinder, die ins Krankenhaus eingeliefert werden, dort schwer erkrankt ist, was sowohl für die Familien als auch für das Gesundheitssystem eine erhebliche Belastung darstellt.
Gerade frühgeborene Kinder und solche mit angeborenen Erkrankungen zeigen eine erhöhte Sterberate, wenn sie aufgrund von RSV ins Krankenhaus eingeliefert werden. Laut Analysen stirbt etwa eines von 500 gesunden Kindern, das wegen RSV behandelt wird. Die Tragweite dieser Erkrankungen wird durch die Machbarkeit und Notwendigkeit von immunisierenden Maßnahmen unterstrichen.
Neue Wege zur Prävention
Im Zeichen dieser Herausforderungen beginnen sich neue Präventionsansätze abzuzeichnen. So stehen seit der Saison 2023/24 Impfstoffe für schwangere Frauen zur Verfügung. Eine Impfung kann die schützenden Antikörper auf das Neugeborene übertragen und somit einen Schutz von Geburt an bieten. Patrick Stelzl, der an der Medizinischen Fakultät der Kepler Universität arbeitet, weist auf die Bedeutung dieser Maßnahmen hin: Schwangere und ihre Babys sind besonders anfällig für RSV. Die Impfung, die während der 24. bis 36. Woche der Schwangerschaft empfohlen wird, zeigt eine hohe Effektivität gegen RSV-Infektionen.
Die Ergebnisse einer großen internationalen Studie belegen, dass die Effektivität der Impfung in den ersten Monaten nach der Geburt bei etwa 81,8 Prozent liegt. In Ländern wie den USA und Frankreich wird die Impfung für Schwangere bereits finanziert, eine ähnliche Regelung könnte auch in Österreich sinnvoll sein. Experten argumentieren, dass Mütter auch gut informiert werden sollten über die Vorteile von Impfungen gegen andere Krankheiten wie Keuchhusten und Influenza, die ebenfalls schwere Krankheiten bei Neugeborenen hervorrufen können.
Die aktuelle Entwicklung unterstreicht die Notwendigkeit, präventive Maßnahmen zu stärken. Pilotenprojekte zur passiven Immunisierung könnten in Zukunft eine weitere Schutzschicht für Neugeborene darstellen. Auf diese Weise könnte man den ernsthaften gesundheitlichen Bedrohungen, die durch RSV entstehen, besser begegnen und die Lebensqualität für viele österreichische Familien nachhaltig verbessern.