Belgrad: Proteste eskalieren! Tausende fordern Neuwahlen und Reformen!

Belgrad: Proteste eskalieren! Tausende fordern Neuwahlen und Reformen!

Belgrad, Serbien - Am 29. Juni 2025 demonstrierten in Belgrad zehntausende Menschen gegen die Regierung von Präsident Aleksandar Vučić und forderten vorgezogene Parlamentswahlen. Die Proteste, zu denen eine neue Welle von Studentenbewegungen führte, nahmen eine dramatische Wendung, als es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten kam. Laut der Organisation Archiv öffentlicher Versammlungen versammelten sich auf dem Slavija-Platz rund 140.000 Menschen, während die Polizei die Teilnehmerzahl auf 36.000 schätzte.

Die Proteste finden im Kontext anhaltender Unruhen statt, die seit dem tragischen Einsturz eines Bahnhofvordaches in Novi Sad, bei dem 16 Menschen starben, im November keine Ruhe finden. Unabhängige Experten und Oppositionelle führen dieses Unglück auf Korruption und Versäumnisse der Regierung zurück. Um auf die Situation aufmerksam zu machen, gedachten die Demonstranten auch der Opfer in einer 16-minütigen Schweigeminute.

Zusammenstöße und Polizeieinsatz

Die Demonstration endete nach 22:00 Uhr mit Zusammenstößen, als einige Protestteilnehmer Leuchtraketen auf die Polizei warfen. Abgesehen von Prügeln mit Schlagstöcken seitens der Einsatzkräfte gab es auch Berichte über den Einsatz von Tränengas und Pfefferspray, während die Polizei versuchte, die Menschenmenge zu zerstreuen. Mehrere Dutzend Demonstranten wurden festgenommen und sechs Polizisten verletzten sich während der Auseinandersetzungen.

Beamte der Polizei waren mit einem Großaufgebot in den Regierungsvierteln sowie im Bereich des Parlaments und rund um den Park im Einsatz. Laut Polizeidirektor Dragan Vasiljevic sei von „chemischen Mitteln“ nicht Gebrauch gemacht worden, jedoch wurde von Journalisten der AFP über den Einsatz von Tränengas und Blendgranaten berichtet. Die Proteste waren allerdings nicht nur von Gewalt geprägt; die Teilnehmer schwenkten sowohl Europa- als auch serbische Flaggen und hielten Schilder mit Städtenamen.

Forderungen der Studenten

Besonders aktiv in den Protesten sind Studenten, die seit März vor dem Amtssitz von Präsident Vučić demonstrieren. Ursprünglich forderten sie Rechtsstaatlichkeit, haben jedoch ihre Agenda mittlerweile auf die Ausschreibung vorgezogener Parlamentswahlen geändert. Die Studenten setzten der Regierung ein Ultimatum bis 21 Uhr, um auf ihre Forderungen zu reagieren. Andernfalls drohten sie mit „zivilem Ungehorsam“.

Die Universitäten sind in der Krise, da sie seit Februar nur noch einen geringen Teil ihrer Gelder vom Staat erhalten. Trotz der Rückkehr zur Online-Lehre sind die Fakultäten stark betroffen. Vučic, der seit 2012 in wechselnden Funktionen an der Macht ist und die Kontrolle über Medien, Justiz und Polizei hat, machte zudem „ausländische Mächte“ für die Proteste verantwortlich und warnte vor gewaltsamen Ausschreitungen.

Die Protestbewegung hat in den letzten Monaten an Stärke gewonnen, insbesondere seit der katastrophalen Ereignisse in Novi Sad. Laut Berichten haben die staatlichen Institutionen den Druck auf die Protestierenden erheblich erhöht, was zu Festnahmen und Gehaltskürzungen für Universitätsmitarbeiter führte. Auch die Medien haben sich als parteiisch herausgestellt, da oppositionelle Stimmen häufig diffamiert und eingeschüchtert werden.

Die anhaltenden Proteste symbolisieren nicht nur den Unmut gegen die aktuelle Regierung, sondern auch den Ruf nach einem echten Wandel in Serbien. Die Studenten und ihre Unterstützer sind entschlossen, ihre Forderungen weiterhin lautstark zu vertreten und aufmerksam zu machen auf die Missstände, die nicht nur ihre Zukunft betreffen.

Für die weitere Entwicklung der Proteste und die Reaktion der Regierung bleibt die Situation in Serbien angespannt und die Augen der internationalen Gemeinschaft sind auf diese ereignisreichen Tage gerichtet.

Die Kleine Zeitung, die Tagesschau und ZDF berichten über die Geschehnisse in Belgrad und die weitreichenden Auswirkungen auf die serbische Politik.

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OrtBelgrad, Serbien
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