Aufstand der Tiere: Birgit Minichmayr liest berührende Fabel in Klagenfurt

Am 29. Juni 2025 liest Birgit Minichmayr die Fabel "Zöglinge" von Schenja Berkowitsch in Klagenfurt. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Carinthischen Sommers statt und thematisiert das Leben im Gefängnis aus der Sicht von Tieren.
Am 29. Juni 2025 liest Birgit Minichmayr die Fabel "Zöglinge" von Schenja Berkowitsch in Klagenfurt. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Carinthischen Sommers statt und thematisiert das Leben im Gefängnis aus der Sicht von Tieren. (Symbolbild/DNAT)

Aufstand der Tiere: Birgit Minichmayr liest berührende Fabel in Klagenfurt

Adlergasse 1, 9020 Klagenfurt, Österreich - Im Rahmen des Carinthischen Sommers fand am 29. Juni 2025 im Kammerlichtspiele Klagenfurt eine besondere Lesung statt. Die renommierte Schauspielerin Birgit Minichmayr las die Fabel „Zöglinge“ der russischen Autorin und Regisseurin Schenja Berkowitsch. Diese Fabel wurde heimlich aus einem Moskauer Gefängnis geschmuggelt, wo Berkowitsch selbst zu sechs Jahren Straflager verurteilt wurde. Die Lesung wurde von Nadja Kayali, der Intendantin des Festivals, organisiert und brachte auf eindrucksvolle Weise die Themen Freiheit und Angst ins Licht.

Die Fabel „Zöglinge“ schildert das Leben im Gefängnis aus der Perspektive von Tieren und beinhaltet eine Vielzahl von charakteristischen Figuren, darunter die verwöhnte Katze Schanja, die weise Ratte, die mutige Krähe und die wilden Katzen. Minichmayr beeindruckte das Publikum, indem sie den Text mit verschiedenen Stimmen lebhaft erweckte. Ihre Darbietung betonte die zugrunde liegende Botschaft der Autorin: „Das Schlimmste ist nicht das Gefängnis. Das Schlimmste ist die Angst.“

Ein literarisches Fenster zur Realität

Durch einen Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ wurde Nadja Kayali auf Berkowitsch aufmerksam. Dies zeigt, wie wichtig es ist, die Stimmen von Künstlern zu hören, die unter repressiven Bedingungen leben und arbeiten. Laut Schätzungen sind rund 2.000 Künstler in russischen Gefängnissen inhaftiert, und die Fabel dient als literarisches Fenster in die schweren Lebensbedingungen dieser Betroffenen.

Die Lesung fand im Kontext des Festivals statt, welches vom 3. Juli bis 3. August 2025 andauert. Birgit Minichmayr wird den Text erneut am 31. Juli im Stift Ossiach performen. Im Anschluss an die Lesung wird es ein Gespräch mit der Historikerin Irina Scherbakowa geben, bei dem die Themen der Kunstfreiheit und der repressiven Maßnahmen in Russland diskutiert werden.

Kunst im Fokus der Repression

Die Situation der Künstler in Russland ist von einer Vielzahl an Herausforderungen geprägt. Sandra Frimmel hat sich in ihrem Werk mit den Gerichtsprozessen gegen Kunst und Künstler im Russland nach der Perestroika auseinandergesetzt. Sie analysiert, wie künstlerische Handlungen häufig mit harschen rechtlichen Konsequenzen bestraft werden, was die dringende Notwendigkeit eines Dialogs über Kunst und Freiheit unterstreicht. Von der Punk-Band Pussy Riot bis hin zu provokanten Performances über die Kunstgruppe Vojna, wird deutlich, wie stark die staatliche Repression die unter Künstler*innen zirkulierenden Ideen beeinflusst.

Die Berichte über Verurteilungen und die Theatralisierung der Gerichtsverfahren zeigen, dass die Diskussion um Kunst und Identität in Russland nach wie vor von einem strengen Wertesystem geprägt ist, das oft in Konflikt mit den freien Ausdrucksformen der Künstler steht.

Insgesamt trägt die Lesung von Birgit Minichmayr zu einem wichtigen Diskurs über Kunst, Freiheit und die Lebensrealitäten von Menschen in repressiven Regimen bei, und schafft ein Bewusstsein für die Herausforderungen, denen sich Künstler gegenübersehen – sowohl in Russland als auch weltweit.

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OrtAdlergasse 1, 9020 Klagenfurt, Österreich
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