Diskriminierung am Arbeitsplatz: Queere Arbeitnehmer unter Druck!

Diskriminierung am Arbeitsplatz betrifft viele LGBTIQ+-Personen. Experten fordern mehr Unterstützung und Schutzmaßnahmen.
Diskriminierung am Arbeitsplatz betrifft viele LGBTIQ+-Personen. Experten fordern mehr Unterstützung und Schutzmaßnahmen. (Symbolbild/DNAT)

Wien, Österreich - Die Diskussion über die Relevanz der sexuellen Orientierung am Arbeitsplatz ist aktueller denn je. Astrid Weinwurm-Wilhelm, Präsidentin der Queer Business Women, weist darauf hin, dass heterosexuelle Menschen sich in der Regel keine Gedanken über ein mögliches Outing am Arbeitsplatz machen müssen. Im Gegensatz dazu ist nur etwa ein Viertel der LGBTIQ+ Community am Arbeitsplatz offen über ihre sexuelle Orientierung. Diese Diskrepanz hat erhebliche Auswirkungen auf das Arbeitsumfeld und die Teamdynamik.

Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) hat ergeben, dass 30 Prozent der LGBTQI*-Menschen Diskriminierung am Arbeitsplatz erfahren. Diese Benachteiligung kann sowohl von Kolleg*innen als auch von der Leitungsebene ausgehen. Eine der Auswirkungen des späten Outings ist, dass es Fragen zur Ehrlichkeit gegenüber den Kolleg*innen aufwirft. Die Datenlage zur Lebenssituation von LGBTQI*-Menschen bleibt jedoch unzureichend, da sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität in vielen Befragungen nicht erfasst werden, wie das DIW in seinen Berichten feststellt.

Die Herausforderungen für LGBTIQ+ Arbeitnehmer

Ein zentraler Punkt des Berichts ist die Notwendigkeit, queere Arbeitnehmer, insbesondere Transpersonen, zu unterstützen. Sandra Konstatzky, Leiterin der GAW, hebt hervor, dass Transpersonen häufig vor oder während ihrer Transition kündigen, was zu einem Verlust qualifizierter Fachkräfte führt. Diese Problematik wird von Valerie, einer freigestellten IG Metall-Betriebsrätin, bestätigt, die sich seit den 1990er Jahren offen zu ihrer Transsexualität bekennt und sich dafür einsetzt, diskriminierte LGBTQI*-Menschen in ihrem Unternehmen zu unterstützen.

Die Studienergebnisse zeigen zudem, dass ein Drittel der LGBTQI*-Community gegenüber ihren Vorgesetzten nicht geoutet ist. Die Unsicherheiten, die sich aus dem Versteckspiel um die eigene sexuelle Identität ergeben, kosten diese Menschen wertvolle Energie, die dann im Arbeitsumfeld fehlt. Dies wird von Joanna Schuller, einer Betriebsrätin bei Robert Bosch GmbH, und anderen Unterstützern, die den Betriebsrat als Anlaufstelle für Betroffene vorstellen, ebenfalls thematisiert.

Rechtliche Herausforderungen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen

Auf gesetzlicher Ebene bleibt der Schutz von LGBTIQ+-Menschen im Privatbereich weiterhin rechtlich ungeschützt. Die Forderung nach einem besseren Schutz, das sogenannte „Levelling-Up“, hat hohe Priorität für die LGBTIQ-Community. Die Lage wird durch Rückschritte bei LGBTIQ+-Rechten in Ländern wie den USA, Polen und Ungarn erschwert. Zudem reduzieren viele Unternehmen ihre Diversity-Programme, was zu Verunsicherung bei den Arbeitnehmern führt.

Um dieser Situation entgegenzuwirken, ist die Förderung eines diversitätsorientierten Arbeitsumfeldes wichtig, nicht nur für die LGBTQI*-Gemeinschaft, sondern auch für heterosexuelle Arbeitnehmer, die ähnliche Werte vertreten. Veranstaltungen wie die Pride spielen eine entscheidende Rolle, um das Bewusstsein für die Anliegen der Community zu schärfen. Gleichzeitig wird jedoch Kritik an „Pinkwashing“ laut, da viele fordern, dass das Engagement über den Pride-Monat hinaus bestehen bleibt.

Insgesamt zeigt sich, dass trotz positiver Entwicklungen, wie der geplanten Errichtung eines Zentrums für Transmedizin in Wien, sowie dem nationalen Aktionsplan gegen Hasskriminalität, nach wie vor erheblicher Handlungsbedarf besteht, um die Rechte und die Sichtbarkeit von LGBTIQ*-Menschen in der Arbeitswelt zu stärken. Die IG Metall hat bereits Schritte in die richtige Richtung unternommen, um die Gleichbehandlung innerhalb der LGBTIQ*-Community weiter zu fördern und Diskriminierung abzubauen.

Das Bewusstsein für diese Themen zu schärfen und als Gesellschaft mehr für die Belange von LGBTIQ*-Personen zu tun, ist eine der zentralen Herausforderungen der Gegenwart.

Mehr Informationen finden Sie in den Berichten von Kleine Zeitung, IG Metall und DIW.

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Ort Wien, Österreich
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