Mariupol feiert, doch die Schatten der Bombardierung bleiben!
Mariupols Drama-Theater feierte nach dreijährigen Renovierungen die Wiedereröffnung, trotz der düsteren Erinnerung an die Belagerung.

Mariupol feiert, doch die Schatten der Bombardierung bleiben!
Am Sonntag feierte das Mariupoler Drama-Theater seine Wiedereröffnung, ein Symbol der russischen Belagerung der Stadt. Die umfangreichen Renovierungsarbeiten, die drei Jahre in Anspruch nahmen, wurden mit einer Gala gefeiert, an der Künstler aus Mariupol und St. Petersburg teilnahmen. Die Veranstaltung wurde landesweit im russischen Fernsehen übertragen, was die propagandistische Bedeutung des Ereignisses unterstreicht. Denis Puschilin, der Chef der pro-russischen Verwaltung der Donezk-Region, kündigte die Eröffnung über Telegram an. Die im Theater installierte moderne Ausrüstung und die renovierten Elemente wie eine Marmortreppe und ein schwerer Kristallkronleuchter waren wichtige Bestandteile der Feierlichkeiten. Besonders der Kronleuchter wiegt stolze 2,5 Tonnen.
Das Theater wurde ursprünglich 1960 erbaut und bis März 2022 als Zufluchtsort für Zivilisten genutzt, die während der Belagerung Schutz suchten. Bei einem russischen Luftangriff auf das Gebäude, als sich über 1.000 Menschen darin befanden, wurden schätzungsweise bis zu 600 Zivilisten getötet. Dies gilt als ein mögliches Kriegsverbrechen, da die Zivilisten klar erkennbar „Kinder“ in großen Buchstaben auf dem Boden des Theaters geschrieben hatten, um ihre Anwesenheit zu signalisieren.
Ein Zeichen der Rückkehr zur Normalität
Die Renovierungsarbeiten sind Teil einer umfassenden Strategie, um Mariupol als ein Symbol des Wohlstands in den von Russland kontrollierten Gebieten darzustellen. Während einer fast dreimonatigen Belagerung wurde etwa 90 Prozent der Gebäude in Mariupol zerstört oder beschädigt, und die von Human Rights Watch geschätzte Zahl der Todesopfer liegt bei etwa 8.000. Die Exil-Stadtverwaltung hingegen spricht von bis zu 22.000 Toten. Die offizielle russische Sicht auf die Ereignisse hat die Angriffe auf die Stadt als notwendige militärische Maßnahmen dargestellt, die jedoch international stark kritisiert werden.
Russland propagiert die Wiedereröffnung des Theaters als Fortschritt zur Normalität in Mariupol, was von vielen als zynische Propaganda abgelehnt wird. Der Gouverneur von St. Petersburg, Alexander Beglow, war einer der etwa 500 Gäste der Gala und bezeichnete den Wiederaufbau des Theaters als „Frage der Ehre“. Dies verdeutlicht, wie eng die russische Kulturpolitik mit der militärischen Aggression verbunden ist.
Kulturelle Umgestaltung und russische Propaganda
Das neu eröffnete Theater plant Aufführungen von „russischen und sowjetischen Klassikern“, was Teil einer Russifizierungsstrategie ist, die darauf abzielt, das ukrainische kulturelle Bewusstsein zu ersetzen. Berichten zufolge haben russische Bauunternehmen Aufträge für den Wiederaufbau erhalten, jedoch gibt es Sorgen wegen mangelhafter Ausführung und Verzögerungen. An der Front propagierende Narrative, wie die Idee eines kulturellen Wiederaufbaus, stehen im krassen Gegensatz zu den Zerstörungen und dem menschlichen Leid, das die Belagerung und der Krieg verursacht haben.
Mit der Wiedereröffnung des Mariupoler Theaters versucht der Kreml, eine positive Erzählung über die Rückkehr zur Normalität in Mariupol zu erzeugen, während die Realität der Zerstörung weiterhin präsent ist. Exilierte ukrainische Behörden kritisieren diese Darstellungen scharf und betonen, dass die Wiedereröffnung als Teil einer zynischen Propaganda zu werten ist, die das unermessliche Leid der Zivilbevölkerung ignoriert.