Oldenburg (epd). In einem leidenschaftlichen Aufruf an alle Eltern fordert Heike Janssen, die Leiterin der Oldenburger Stadtbibliothek, dazu auf, mehr Zeit mit ihren Kindern beim Vorlesen zu verbringen. „Fangen Sie einfach damit an. Vorlesen passt in jeden Alltag“, betont die Mitorganisatorin der renommierten Kinder- und Jugendbuchmesse Kibum. Sie erklärt, dass das Vorlesen nicht nur die Sprachentwicklung fördert, sondern auch den Wortschatz der Kinder erweitert – eine fundamentale Grundlage für ihre Sprach- und Lesekompetenz. Zudem steigert es die Lesemotivation und das Konzentrationsvermögen und hilft den Kleinen, besser mit ihren Emotionen umzugehen.
Janssen hebt hervor, dass das Vorlesen bereits mit Säuglingen beginnen kann. Auch wenn die Kleinsten die Geschichten noch nicht verstehen, vermittelt das Betrachten von Bilderbüchern in Kombination mit Erzählungen ein grundlegendes Gefühl für die Sprache. „Wählen Sie Bilderbücher mit einfachen, kontrastreichen Motiven“, rät sie, da der Sehsinn der Babys sich erst in den ersten Lebensmonaten vollständig entwickelt. Die Auswahl der Lektüre sollte dabei stets auf das Alter und die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt sein, wobei die aktive Einbeziehung der Kinder in die Auswahl entscheidend ist. „Wenn die Erwachsenen sich beim Vorlesen langweilen, kann keine Begeisterung vermittelt werden“, warnt Janssen.
Vorlesen in der digitalen Welt
Die Bedenken, dass die zunehmende Digitalisierung durch Gaming und Streaming das Interesse am Lesen mindern könnte, teilt Janssen nicht. „Studien zeigen, dass Kinder, die gerne lesen, auch einen bunten Mix an Medien nutzen und kompetent zwischen diesen navigieren“, erklärt sie. Ein ausgewogener analog-digitaler Medienmix kann den Kindern und Jugendlichen „unterschiedliche Kompetenzen und Spaßerfahrungen“ bieten. Janssen ermutigt Eltern, die Vorlesezeit als wertvolle Gelegenheit zu sehen, um die Bindung zu ihren Kindern zu stärken und gleichzeitig deren Entwicklung zu fördern.
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