Wenn die eigenen Eltern älter werden, kann dies eine emotionale Achterbahn für die erwachsenen Kinder darstellen. Eine wichtige Möglichkeit besteht darin, über die unausgesprochenen Themen zu reden. „Oft trauern Kinder darum, dass sie bestimmte Dinge nicht angesprochen haben, und nach dem Tod eines Elternteils bleibt diese Last häufig ein Leben lang“, erklärt die Sozialpädagogin Antje Randow-Ruddies, die das Buch „Verlust der alten Eltern“ veröffentlicht hat.
Doch der Dialog hat seine Grenzen, insbesondere wenn es sich um Eltern handelt, die die Schrecken von Kriegen erlebt haben. Randow-Ruddies warnt davor, solche alten Wunden erneut aufzurollen: „Wenn ich immer wieder nachbohre, um mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren, könnte ich ein Trauma wieder aufleben lassen, was für die Eltern schlimm wäre.“ In diesen Fällen ist es ratsam, das eigene Bedürfnis nach Antworten hintanzustellen, um nicht ungeahnte Verletzungen zu verursachen.
Die Herausforderungen bei der Trauerbewältigung
Die Trauer kann besonders komplex werden, wenn die Eltern versterben, ohne dass eine Versöhnung stattgefunden hat. Dies gilt vor allem für Kinder, die während ihres Lebens das Gefühl hatten, zu wenig emotionale Unterstützung von ihren Eltern erhalten zu haben. „Die Verarbeitung des Todes fällt dann oft schwerer, weil man ein für alle Mal realisieren muss, dass diese Wünsche unerfüllt bleiben“, so Randow-Ruddies weiter.
Dieser Prozess der Trauer kann von intensiven Emotionen, einschließlich Wut, begleitet werden. Viele dieser Gefühle könnten wieder an die Oberfläche kommen und das Abschiednehmen zusätzlich erschweren. Randow-Ruddies empfiehlt, in solchen Fällen professionelle Hilfe in Form von Therapie in Anspruch zu nehmen. „Sonst kann diese ungesunde Beziehung den eigenen Lebensweg behindern und es schwer machen, mit Freude im Leben voranzukommen“, fügt sie hinzu.
Die Thematik der „alten Eltern“ ist ein sensibles Thema, das oft schmerzhafte Erinnerungen und nicht abgegoltene Beziehungen ans Licht bringt. Es ist wichtig, den Mut aufzubringen, sich diesen emotionalen Herausforderungen zu stellen, um mit einem leichteren Herzen in die Zukunft sehen zu können. Weitere Informationen zu den vielschichtigen Aspekten von Trauer und Verlust finden sich in einem Bericht auf www.shz.de.