An der Ostseeküste erlebte die Region Ostholstein im Oktober 2023 verheerende Sturmfluten, die durch die heftigen Wellenwinde an Land drängten. Die Küstenorte sahen sich nicht nur mit zerstörerischen Wassermassen, sondern auch schweren Beschädigungen an Gebäuden und Infrastruktur konfrontiert. Eine tragische Nachricht aus der Gemeinde Fehmarn überschattete das Geschehen: Eine 33-jährige Autofahrerin kam ums Leben, als ein Baum auf ihr Fahrzeug stürzte.
Einige Bewohner und Urlauber fühlten sich über Stunden machtlos, während die Naturgewalten ihr Unwesen trieben. Nach den Ereignissen sprach der Landrat Timo Gaarz (CDU) von einer „Jahrhundertflut“. Auch Michael Haugrund, ein Anwohner, schilderte, wie der Sturm sein Boot vom Hafen bis auf die Promenade schleppte und damit schwere Schäden anrichtete. Dabei bleibt die Nacht vom 21. Oktober vielen in Erinnerung.
Massive Schäden und Schutzmaßnahmen
Besonders betroffen war der kleine Ort Süssau im Nordosten des Kreises, der trotz vorbereitender Maßnahmen wie der Verteilung von 150 Bigpacks und Sandsäcken das Unheil nicht abwenden konnte. Trotz aller Bemühungen drohte der Deich zu brechen, und die Wassermassen überschwemmten die Straßen und die Geschäfte. In zahlreichen Bezirken wurden massive Schäden registriert, als die Flut riesige Mengen Sand und Strand einfach mit sich riss.
In Heiligenhafen, Sierksdorf und Scharbeutz schwemmte das Wasser Strände, wobei in Grömitz der Sand sogar bis zu zwei Meter hoch abgetragen wurde. Bürgermeisterin Bettina Schäfer aus Scharbeutz warnte zudem vor lebensgefährlichen Hohlräumen in den Dünen, entstanden durch die heftigen Strömungen.
Die Anstrengungen zur Instandsetzung sind im Gange. In Grömitz wurden bereits 25.000 Kubikmeter Sand aus der Ostsee zur Auffüllung herangezogen. Heiligenhafen nutzte 400 Lkw-Ladungen Sand aus einer Kiesgrube, während Sierksdorf noch auf die Umsetzung eines 5,5 Millionen Euro teuren Projekts warten muss, das spätestens im Frühjahr 2025 abgeschlossen sein soll.
Kurioses und Historisches am Strand
Neben den Zerstörungen gab es auch kuriose Funde, die das Interesse der Bevölkerung weckten. Am Strand von Pelzerhaken wurden Reste eines alten Kaufhauses sowie Überbleibsel von Militäranlagen sichtbar. Thomas Schwarz, ein Kenner der Stadtgeschichte, stellte fest, dass der freigelegte Bauschutt einst dem Kaufhaus Nickel gehörte, das einst in der Nähe gestanden hatte.
An einer weiteren Stelle, zwischen Dahme und Kellenhusen, kamen die Überreste eines mehr als 5000 Jahre alten Hünengrabes zum Vorschein, die vom Tourismus-Service sowie dem Archäologischen Landesamt dokumentiert und aufgestellt wurden. Diese Entdeckungen beleuchten nicht nur die zerstörerische Kraft der Natur, sondern auch die verborgene Geschichte der Region.
Insbesondere die Feuerwehr erlebte einen Ansturm an Einsätzen. Allein im Oktober entfallen 20 Prozent der insgesamt 6035 Einsätze des letzten Jahres auf diese stürmische Periode. Diese Zahl verdeutlicht die außergewöhnliche Belastung, die die Rettungskräfte während der Sturmfluten ertragen mussten.
Die verheerenden Sturmfluten an der Ostsee haben der Region nicht nur physische Schäden, sondern auch emotionale Erschütterungen beschert. Die Angst vor zukünftigen ähnlichen Naturereignissen bleibt, während die Aufräumarbeiten und die Rückkehr zur Normalität langsam, aber sicher voranschreiten.