In Lübeck wird künftig ein Stolperstein an die Widerstandskämpferin Gertrud Meyer erinnern. Meyer, die eine langjährige Beziehung zu Willy Brandt pflegte, war in den 1930er Jahren aktiv gegen das nationalsozialistische Regime. Heute um 16:00 Uhr findet die Verlegung des Stolpersteins vor ihrem Geburtshaus in der historischen Altstadt Lübecks statt, so die Mitteilung der Lübecker Initiative für Stolpersteine.
Die Geschichte von Gertrud Meyer ist geprägt von Mut und Entschlossenheit. Noch nicht einmal zwanzig Jahre alt, wurde die junge Frau 1933 für ihr politisches Engagement inhaftiert und floh nach ihrer Freilassung nach Norwegen, wo sie ihrem Partner, Willy Brandt, ins Exil folgte. In Norwegen setzten die beiden ihre Aktivitäten gegen die Nationalsozialisten fort. Die Beziehung endete schließlich, als Meyer 1939 allein in die USA übersiedelte. Nach dem Krieg kehrte sie nach Norwegen zurück und arbeitete in einem Patentbüro als Sekretärin und Sprachstenographin. Gertrud Meyer verstarb 2002 in Oslo im Alter von 89 Jahren.
Die Rolle der Stolpersteine
Der Stolperstein, der heute in Lübeck verlegt wird, ist Teil eines größeren künstlerischen Projekts, das von Gunter Demnig ins Leben gerufen wurde. Seit 1992 werden solche Gedenktafeln aus Messing vor den letzten selbstgewählten Wohnorten von Opfern des Nationalsozialismus verlegt. Dieses ehrende Andenken ist mittlerweile in 1265 Kommunen in Deutschland sowie in 21 anderen europäischen Ländern zu finden und erinnert an die individuellen Geschichten der Verfolgten.
Die Entscheidung zur Verlegung eines Stolpersteins ist nicht nur eine Hommage an Gertrud Meyer, sondern auch ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur in Deutschland. In Zeiten, in denen Verdrängung und Vergessen drohen, ist es von entscheidender Bedeutung, an das Erbe des Widerstands zu erinnern und die Geschichten derjenigen, die sich gegen das Unrecht eingesetzt haben, lebendig zu halten. Durch solche Initiativen wird das Bewusstsein für die dunklen Kapitel der Geschichte geschärft und es wird ein Platz in der kollektiven Erinnerung geschaffen.
Der Stolperstein in Lübeck ist somit mehr als nur ein Gedenkstein; er soll die Passanten zum Nachdenken anregen und erinnern, dass Einzelpersonen solch weitreichende Entscheidungen getroffen haben, um für ihre Überzeugungen einzustehen. Dies ist eine Botschaft, die auch in der heutigen Zeit relevant bleibt, während die Welt sich weiterhin mit den Themen von Gerechtigkeit und Menschenrechten auseinandersetzt.
Gertrud Meyer und ihr Engagement sind Teil einer umfangreichen Geschichte, die durch solche Gedenkorte nicht aus dem Gedächtnis der Gesellschaft verschwinden darf. Ihre Lebensgeschichte, verbunden mit der von Willy Brandt – einem der bekanntesten deutschen Politiker des 20. Jahrhunderts – unterstreicht zudem die Bedeutung persönlicher Beziehungen im politischen Widerstand.
Für nähere Informationen über die Stolpersteine und das Projekt von Gunter Demnig sind detaillierte Berichte und Quellen auf www.shz.de verfügbar.
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