Bad Oldesloe. In einem erschütternden Urteil hat das Landgericht Lübeck am Dienstag drei syrische Brüder wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Die Strafen sind drakonisch: Zwei Brüder müssen jeweils sechs Jahre hinter Gitter, während der jüngste für fünf Jahre ins Gefängnis wandert. Diese Entscheidung übertrifft die Forderung der Staatsanwaltschaft, die lediglich vier bis fünf Jahre Haft beantragt hatte. Die Brüder, die seit neun Jahren in Deutschland leben, nahmen das Urteil mit schockierten Mienen auf.
Das Verbrechen ereignete sich fast genau ein Jahr zuvor im Stadtteil Schanzenbarg. Am 23. November attackierten die 29-, 28- und 22-Jährigen einen 35-jährigen Mann brutal. Auslöser war ein harmloser Rempler, der den ältesten Bruder zur Raserei brachte. „Danach hätte der Streit beendet sein können“, erklärte die Vorsitzende Richterin Gesine Brunkow. Doch der 29-Jährige rief seine Brüder zur Hilfe, und gemeinsam umzingelten sie das Opfer an einer Bushaltestelle, wo der jüngste Bruder dreimal mit einem Messer zustechen konnte. Ein Stich traf die Lunge, und nur eine Notoperation rettete das Leben des Mannes.
Busfahrer verhinderte Schlimmeres
Die brutale Attacke endete nur durch das Eingreifen eines Busfahrers, dessen Hupen dem Opfer die Möglichkeit gab, zu entkommen und Hilfe zu rufen. Andreas O. konnte sich zu einem Anwohner schleppen, der sofort Erste Hilfe leistete. Trotz der schweren Verletzungen hat er sich mittlerweile erholt und lebt jetzt in Hamburg, wo er einen neuen Job gefunden hat. Die Verteidigung der Brüder war von den hohen Strafen überrascht und plant, in Revision zu gehen, während sie selbst die Tat als gefährliche Körperverletzung und nicht als versuchten Totschlag einstuften.