Flensburg

Chaos vor Schulen: Elterntaxis gefährden unsere Kinder!

In vielen deutschen Städten sorgt das tägliche Schulbringverhalten für chaotische Verhältnisse in den Wohnstraßen. Besonders an Schultagen sind die Zufahrten vor Schulen oft verstopft, während Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen. Diese sogenannten Elterntaxis tragen nicht nur zu einem Anstieg des Verkehrsaufkommens bei, sondern bergen auch große Gefahren für die Fußgänger. Der Präsident der Deutschen Verkehrswacht, Kurt Bodewig, äußerte sich in einem Interview kritisch zu dieser Praxis und bezeichnete sie als die schlechteste Möglichkeit, Kinder zur Schule zu bringen.

Bodewig, der selbst als Kind zu Fuß, mit dem Bus oder dem Fahrrad zur Schule ging, betont die Wichtigkeit der eigenständigen Mobilität für Kinder. Er hebt hervor, dass rund ein Viertel der Grundschüler mittlerweile mit dem Auto zur Schule gefahren wird und sieht darin eine ernsthafte Gefährdung. „Elterntaxis führen zu mehr Unfällen, vor allem in den stark frequentierten Morgenstunden, wenn die Schulen beginnen“, erklärt er. Dabei geht es auch um die motorische Entwicklung der Kinder, die seit der Pandemie, so stellt er fest, unter Druck geraten ist. Viele Kinder kämpfen mit grundlegenden Bewegungsabläufen, was sich negativ auf ihre Fähigkeit auswirkt, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen.

Ursachen für das Elterntaxi-Phänomen

Der Trend, die Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen, wird häufig mit der Bequemlichkeit und dem Zeitdruck der Eltern gerechtfertigt. Auch ein gestiegenes Schutzbedürfnis wird angeführt, denn das Verkehrsklima hat sich in den letzten Jahren verschlechtert. Bodewig warnt jedoch davor, dass dies die Verkehrssituation weiter verschärft, da Kinder, die nicht selbstständig zur Schule gehen, kein realistisches Gefühl für ihre Umgebung und die Gefahren im Straßenverkehr entwickeln.

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Um die Problematik zu adressieren, ist es laut Bodewig wichtig, sowohl Eltern als auch Lehrer für das Thema Schulweg zu sensibilisieren. Kinder sollen aktiv in die Planung einbezogen werden, um sichere Wege zu ermitteln. Schulwegplaner könnten dabei helfen, durchgehende, gefahrlose Routen zu kennzeichnen. Vor Schulen sollte ein absolutes Halteverbot herrschen, um gefährliche Situationen zu vermeiden. Als unterstützende Maßnahme sieht er die Einführung von Knöllchen für Falschparker als Teil eines Lernprozesses.

Gerade in ländlichen Regionen, in denen die öffentliche Verkehrsanbindung schwächer ist, fühlen sich viele Eltern gezwungen, ihre Kinder mit dem Auto zu bringen. Bodewig erkennt an, dass Schulwege sich durch Schulreformen verlängert haben, was häufig die Kinder der Sekundarstufe betrifft, die bereits selbstständig unterwegs sein sollten. Ein intensives Schulwegtraining könnte jedoch schon Grundschüler befähigen, ab der ersten Klasse allein zur Schule zu gehen.

Um dies zu ermöglichen, verlangt er eine bessere Integration der Schulen in die Planung von Verkehrsinfrastruktur: Fußgängerampeln und Zebrastreifen sind essenziell, um sichere Wege zu garantieren. Zudem ist die Einführung von Tempo 30-Zonen vor Schulen ein wichtiger Schritt, den er begrüßt. Erfolgreich zeigt sich das Engagement von über 40.000 Schülerlotsen und Elternhelfern in Deutschland, die einen maßgeblichen Beitrag zu mehr Sicherheit im Schulverkehr leisten. Dennoch gestaltet es sich zunehmend schwierig, neuen Nachwuchs für diese Ehrenamtstätigkeiten zu finden.

Die Aussage von Bodewig, dass Kinder für ihre eigenen Wege vorbereitet werden sollten, ist ein eindringlicher Appell an die Gesellschaft. Der Schulweg sollte nicht nur sicher gestaltet, sondern auch einen Raum für eigenständige Erfahrungen bieten. „Kinder sollten die Fähigkeit besitzen, sich sicher und eigenständig im Verkehr zu bewegen. Das ist eine wichtige Grundlage für ihre Entwicklung“, so sein abschließender Kommentar.

Für ergänzende Informationen und weiterführende Diskussionen zu diesem Thema, lesen Sie den Artikel auf www.shz.de.

Quelle/Referenz
shz.de

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