Nordsachsen

Bundeswehr-Veteranin Annika: Von Afghanistan zur Tierliebe in Badrina

In dem kleinen Dorf Badrina in Sachsen, wo die Ruhe nur durch aufgeregtes Hundegebell und das Watscheln von Gänsen unterbrochen wird, betreibt Annika Schröder eine kleine Farm. Diese Unerwartetheit wird umso deutlicher, wenn man bedenkt, dass sie eine der höchstdekorierten Soldatinnen der Bundeswehr ist. Mit ihren langen Dreadlocks und der Schürze erinnert sie nicht an die Uniformen, die sie einst trug. Lauchende Kaninchen, fröhliche Schweine und Hühner gehören zu ihrem Arbeitsalltag, der ihr hilft, gegen die Schatten ihrer Kriegserfahrungen anzukämpfen.

Die 39-Jährige, die als Notfallsanitäterin Dienst tat, ist seit Jahren von einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) betroffen, die sie auf ihre Zeit im Afghanistan-Einsatz zurückführt. Mitten in einem der brutalsten Feuergefechte wurde sie verwundet, entschied sich jedoch, Kameraden zu helfen, und das hat ihr Leben seither nachhaltig beeinflusst. Trotz ihrer traumatischen Erlebnisse ist Annika fest entschlossen, ihre Ängste zu überwinden und Teil der Gesellschaft zu bleiben.

Tiere sind dankbar

Tiere und der Anbau von Pflanzen bieten Annika die Struktur und den Alltag, den sie dringend benötigt. Die Tätigkeiten auf der Farm geben ihr nicht nur einen Sinn, sondern helfen ihr auch, Freude zu empfinden, was lange Zeit schwerfiel. „Die Tiere haben für mich eine erstaunliche Wirkung“, sagt Annika lächelnd, während sie ein Kaninchen streichelt. „Sie bringen mich dazu, wieder zu fühlen und helfen mir, die dunklen Wintertage besser zu überstehen.“

Kurze Werbeeinblendung

Vergangenheitsängste quälen Annika häufig, aber die Arbeit mit Tieren reflektiert eine Art Heilung. „Die Verbindung zu ihnen zeigt mir, dass ich nicht allein bin und dass es einen Weg zurück gibt“, bemerkt sie. Ihre Verbesserung bemerkte sie auch daran, dass ihre depressiven Episoden seltener wurden. Dabei bleibt das Gefühl der Einsamkeit und Isolation nicht verborgen, insbesondere der Verlust der Kameradschaft aus ihrer Militärzeit.

In der Bundeswehr bewegt sich etwas

In den letzten Jahren hat sich in der Bundeswehr vieles verändert. Die Erkenntnis von PTBS und deren Behandlung hat sich erheblich verbessert. Es wird mehr für die Nachbereitung von Einsätzen getan, während der Bundestag kürzlich ein neues Soldatenentschädigungsgesetz verabschiedete. Dieses Gesetz soll die finanzielle Unterstützung für gesundheitlich geschädigte Soldaten erhöhen. Dazu wird betont, dass eine Bündelung von Hilfsangeboten, etwa in Form eines Fallmanagements, dazu beitragen kann, PTSD-Betroffene besser zu unterstützen.

Trotz dieser Fortschritte muss Annika immer noch mit dem Gefühl kämpfen, nicht ernst genommen zu werden. Sie kritisiert, dass Veteranen oftmals nicht die Wertschätzung erfahren, die ihnen zusteht. „In den USA habe ich erlebt, wie Soldaten für ihren Dienst geehrt werden. Etwas, das mir in Deutschland oft fehlt“, sagt sie und verweist auf die Differenzierung in der Gesellschaft.

Markus Burghard, der Bereichsleiter im Verein Bund Deutscher Einsatzveteranen, bestätigt Annika’s Empfindungen. Viele Veteranen kämpfen still mit den Nachwirkungen ihrer Einsätze und suchen häufig nicht ausreichend nach Hilfe. „Die Scham behindert viele, eine Therapie in Anspruch zu nehmen, da sie denken, es sei ein Zeichen von Schwäche“, erläutert Burghard. Das Bewusstsein für diese Problematik wächst, und die Initiativen zur Unterstützung nehmen zu.

Wie wichtig die Förderung des Austausches zwischen Veteranen ist, wird deutlich, wenn man Annikas Wunsch nach Kameradschaft im Jungen zu den Zivilisten in den Mittelpunkt stellt. „Ich fühle mich oft isoliert, denn Außenstehende können mit meinen Erfahrungen kaum umgehen“, sagt sie. Umso wichtiger ist es, dass Annikas Farm als ein Ort der Begegnung dient, an dem andere Veteranen sich austauschen können.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die gesellschaftliche Wahrnehmung von Veteranen in Zukunft entwickeln wird. Annika hofft auf eine größere Akzeptanz ihrer Erfahrungen und auf mehr Empathie in unserer Gesellschaft. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, während sie weiterhin ihren eigenen Weg zu einem heilen Leben sucht. „Ich möchte, dass die Menschen sehen, wie wichtig es ist, Soldaten CuR zu schätzen, auch nach ihrer Rückkehr aus dem Einsatz“, schließt sie mit einem nachdenklichen Blick.

Für weitere Informationen zu diesem Thema, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.saechsische.de.

Quelle/Referenz
saechsische.de

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"