Willkommen im Geisterdorf Kursdorf, wo der Kerosin-Geruch der nahen Autobahn und des Flughafens Leipzig/Halle das einst lebendige Dorfleben übertönt. In diesem kleinen Ort, nur wenig mehr als 13 Kilometer nordwestlich von Leipzig gelegen, wird die tragische Geschichte von Verlust und Vergessen sichtbar. Das Dorf, das einst über 200 Einwohner zählte, ist heute vollständig entleert. Der letzte verbliebene Bewohner verließ 2017 Kursdorf, und heute beträgt die Einwohnerzahl genau 0, wie die LVZ berichtet. Die Erinnerungen leben jedoch weiter, bewahrt von den wenigen ehemaligen Dorfbewohnern, die an ihre Heimat zurückdenken.
Die Wurzeln Kursdorfs reichen bis ins Jahr 1497 zurück, als der Ort erstmals urkundlich erwähnt wurde. Doch die Lage des Dorfes, umklammert von Flughafeneinrichtungen und Verkehrsachsen, wurde zu seinem Verhängnis. Der Ausbau des Flughafens, insbesondere die Erweiterung der Südbahn im Jahr 2003, führte zur Aushöhlung des Dorfes, das unter den Kräften von Lärm und Umweltverschmutzung zerbrach. Erlebnisse wie Feste und gemeinsames Leben, einst Höhepunkte im Alltag, wurden zur Erinnerung. Margrit Weber, eine der letzten Bewohnerinnen, erinnert sich: „Wir haben ein Zuhause, aber keine Heimat mehr.“ Diese sentimentale Reflexion über den Verlust von Gemeinschaft drückt die Traurigkeit und Nostalgie der ehemaligen Dorfbewohner aus, die sich noch an die guten alten Zeiten erinnern.
Erinnerungen und Mahnmale
Ein Denkmal, das nahe der Kirche und des Friedhofs errichtet wurde, symbolisiert den Verlust der Gemeinschaft und die Vergangenheit des einst blühenden Kursdorfs. Es zeigt eine Hand, die aussieht, als würde sie das Dorf von der Karte reißen. Zuschriften haben die traurige Geschichte des Dorfes festgehalten und erinnern an die schweren Entscheidungen, die einst getroffen werden mussten. „Wenn wir jetzt vom Flughafenausbau hören, wird alles wieder lebendig“, klagt Jochen Parthier an. Die seelischen Wunden des Verlustes sind tief, auch wenn die ehemaligen Kursdorfer nun in der neuen Umgebung Altscherbitz leben. Ihrer Sehnsucht nach Gemeinschaft und den Verbindungen, die sie hatten, bleibt eine bittere Trauer.
Die Geschichte von Kursdorf, das nun zu einem Geisterdorf geworden ist, steht exemplarisch für die Herausforderungen, die durch die Expansion des Flugverkehrs und die urbane Entwicklung entstehen. Die Geschichten, die die Bürger lebten, sind nicht verloren, auch wenn die Häuser fehlen. Jedes Jahr am Heiligabend füllt sich die Kirche, der letzte Ort, der Dimensionen des gemeinsamen Lebens verkörpert. „Um die schönen Erinnerungen festzuhalten und wieder aufleben zu lassen,“ wünschen sich die ehemaligen Kursdorfer, dass man sich öfter trifft, um den „Lärm“ des verlorenen Lebens zu teilen und zu feiern, wie es einst war.
Ort des Geschehens
Details zur Meldung