Im kleinen Ort Bernstadt im Landkreis Görlitz ist es an diesem Wochenende wieder soweit: Ein Reparaturcafé hat seine Tore geöffnet, und das Interesse der Anwohner ist groß. An Tischen in dem Elektrogeschäft von Maximilian Fritsche sitzen zahlreiche Menschen und versuchen, ihre defekten Geräte gemeinsam wieder in Gang zu bringen. Das Konzept des Reparaturcafés ist einfach, aber effektiv: Hier dürfen die Gäste ihre Geräte selbst reparieren – unter fachkundiger Anleitung von Fritsche und seinem Team.
Maximilian Fritsche erklärt, dass die Besucher lediglich für die notwendigen Ersatzteile zahlen müssen. „Das ist wichtig, damit die Leute nicht einfach alles wegwerfen“, betont er. Er selbst hat ein großes Herz für Nachhaltigkeit und möchte, dass kaputte Geräte eine zweite Chance erhalten. Oftmals wären viele der defekten Produkte noch reparierbar, auch wenn sein regulärer Betrieb oft wirtschaftlich nicht mit einer Reparatur zu rechtfertigen ist.
Gemeinsam reparieren und lernen
Von der Idee bis zur Umsetzung dieses Projektes vergingen nur wenige Wochen. Bei der ersten Ausgabe des Cafés im vergangenen August fanden sich fünf Teilnehmer ein, die ihre kaputten Geräte mitgebracht hatten. Darunter waren ein Wickelschleifer, ein Gartenhäcksler und eine Bohrmaschine. Fritsche berichtet von der Herausforderung, während der Veranstaltung all diese Geräte zu betreuen: „Die Herausforderung ist für mich, dass fünf Geräte gleichzeitig repariert werden und ich mich jeweils hineindenken muss,“ sagt er.
Ein besonders motivierter Besucher ist Lothar Wuttke, der ein ehrwürdiges Telespiel aus DDR-Zeiten und einen Akkuschrauber mitgebracht hat. Einen neuen Motor für Ihn gibt es nicht, doch bei dem Telespiel stehen die Chancen gut für eine schnelle Lösung, für die Wuttke nur die Materialkosten von 1,20 Euro hinblättern muss. Das macht den Besuch im Reparaturcafé auf jeden Fall lohnenswert, auch wenn der Akkuschrauber vorerst nicht mehr zu retten ist.
Attila Krause, ein weiterer Teilnehmer, hat mit seiner Ständerbohrmaschine ähnliche Probleme. Diese lässt sich beim Einschalten nicht mehr benutzen und brummt nur. Verwirrte Gesichter im ersten Moment, als man einen defekten Kondensator vermutet. Doch ein zweiter Blick zeigt: Es handelt sich nicht um ein elektrisches, sondern um ein mechanisches Problem. Mit ein wenig Schmieröl läuft die Bohrmaschine schnell wieder rund. „Eigentlich müsste man da ja auch selber drauf kommen. Aber manche Sachen erkennt man eben nur zusammen mit anderen,“ so Krause nach dem erfolgreichen Eingriff.
Ein weiterer Teilnehmer, Mandy Hergesell, hat auch ihre Lichterkette mitgebracht, in der Hoffnung auf eine nachhaltige Wiederverwendung. „Ich finde es schön, dass man gemeinsam etwas macht und nicht alles wegschmeißt,“ äußert sie sich glücklich. Sie ist beeindruckt von dem Gemeinschaftsgefühl, welches hier im Raum herrscht, und von der Möglichkeit, die Geräte selbst wieder in Betrieb nehmen zu können.
Kaffeekultur und Gemeinschaftsgeist
Der Tag des Reparaturcafés ist nicht nur ein technisches Highlight, sondern auch eine Möglichkeit, in geselliger Runde bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch zu kommen. Die Atmosphäre ist entspannt; die Menschen tauschen sich über ihre Erfahrungen mit den Geräten aus, während die Ehefrau von Fritsche regelmäßig frischen Kaffee und selbstgemachten Kuchen serviert. Diese Kombination aus handwerklicher Arbeit und geselligem Beisammensein macht das Reparaturcafé zu einem Treffpunkt für die Bewohner von Bernstadt.
Insgesamt ist das Interesse ungebrochen, und die Veranstaltung soll traditionell viermal im Jahr stattfinden. Der nächste Termin ist bereits auf den 7. Februar 2025 festgelegt. Maximilian Fritsche und sein Team planen, das Angebot weiter auszubauen und noch mehr Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre defekten Geräte selbst zu reparieren – und vielleicht auch neue Freundschaften zu schließen.