Bautzen. Ein bemerkenswerter Fall von Inklusion zeigt sich in der Ausbildung von Arthur Lieschke, einem 19-jährigen Hörgeräteakustiker-Lehrling, der selbst mit einer Hörbehinderung lebt. Er ist der erste Azubi mit einer solchen Einschränkung bei der Firma Schuster Hörgeräte in der Rosenstraße. Sein Chef, Florian Schuster, hebt hervor, dass Arthurs persönliche Erfahrungen mit Hörsystemen eine wertvolle Stärke für das Unternehmen darstellen. „Ich könnte uns keinen besseren Azubi wünschen“, schwärmt Schuster.
Arthur, der seine Schulzeit in einem Förderzentrum für Hörgeschädigte verbrachte, entschied sich nach Überlegungen mit seiner Mutter für die Ausbildung zum Hörgeräteakustiker, nachdem er ursprünglich Uhrmacher werden wollte. In seinen ersten Wochen hatte er Schwierigkeiten beim Telefonieren, da er Anrufer nur auf einem Ohr hören konnte. Doch mit einem neuen Diensthandy, das das Signal beidseitig überträgt, hat sich die Situation verbessert. „Wir haben gemerkt, dass es Arthur unangenehm war, mehrmals nachzufragen“, bestätigt Schuster.
Sich die eigene Schwäche zu Nutze machen
Arthur hat sich mittlerweile in seinem Job bewährt und führt Servicegespräche, Hörtests durch und passt Hörsysteme an. Seine Lieblingsfächer in der Berufsschule sind die audiologische Beratung, wo er lernt, die Beschwerden der Kunden zu erfassen. Trotz seiner Beeinträchtigung zeigt er eine bemerkenswerte Fähigkeit im Umgang mit Kindern, was ihm von seinen Kolleginnen besonders hoch angerechnet wird. „Die meisten Kunden merken im ersten Moment gar nicht, dass ich Hörgeräte trage“, sagt er stolz.
Doch während Arthur aufblüht, bleibt die Realität für viele Menschen mit Behinderungen düster. Laut der Agentur für Arbeit Bautzen haben diese es nach wie vor schwer, einen Job zu finden. Von 1.222 Betrieben, die verpflichtet sind, Menschen mit Schwerbehinderung einzustellen, erfüllten nur 532 diese Pflicht. Aktuell sind im Landkreis Bautzen 9.455 Menschen arbeitslos, darunter 746 mit Schwerbehinderung. „Personalverantwortliche sollten das Potenzial nutzen, um Arbeits- und Fachkräfte zu gewinnen“, appelliert Marion Richter von der Agentur für Arbeit Bautzen.
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