In Speyer wird am kommenden Dienstag eine bedeutsame Gedenkveranstaltung stattfinden: Stolpersteine werden vor sechs Häusern in der Innenstadt verlegt, um an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Diese Steine sind nicht bloß Erinnerungsstücke, sondern erzählen die bewegenden Geschichten von Menschen, die in diesen Straßen lebten und unter dem unmenschlichen Regime zu leiden hatten. Heute liegt der Fokus auf der Familie Blum.
Eugen Blum, ein Rechtsanwalt, war bis 1929 in München tätig, bevor er aufgrund der antisemitischen Gesetze der Nationalsozialisten sein Berufsleben unterbrechen musste. Besonders das sogenannte „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, das jüdische Bürger aus bestimmten Berufen ausschloss, führte dazu, dass er zwangsweise aus seiner Anstellung ausscheiden musste. Die bereits in den frühen 1930er Jahren beginnenden antisemitischen Ausschreitungen versetzten die jüdische Bevölkerung in Angst und Schrecken.
Schwere Misshandlungen und die Folgen
Ein Polizeibericht vom 25./26. Juni 1933 beschreibt eindringlich, wie Eugen Blum aus seiner Wohnung entführt wurde. Angehörige der NSDAP, sowie SA- und SS-Mitglieder durchbrachen die Tür und führten ihn ohne jeglichen Haftbefehl ab. Die brutalste Art der Gewalt war dabei, dass er mit verschiedenen Gegenständen, darunter ein schwerer Stuhl, misshandelt wurde, was zu schweren Verletzungen führte. Der Bericht stellt fest, dass Blum blutüberströmt in ein Krankenhaus eingeliefert werden musste. Diese brutalen Erfahrungen hinterließen bei ihm nachhaltige körperliche und seelische Schäden.
Die Schilderungen zeigen, wie rücksichtslos die Täter vorgingen: Türen wurden aufgebrochen und Fenster zerschlagen, während er in seinem Nachthemd und barfuß ins Gefängnis geschleppt wurde. Auch die Angehörigen der Familie standen unter Bedrohung und mussten um ihre Sicherheit fürchten.
Am 8. Juli wurde er mit einer Auflage entlassen, sich von Bad Dürkheim fernzuhalten und sich täglich bei der Polizei zu melden. Trotz dieser Erlebnisse entging Eugen Blum mit seiner katholischen Frau Klara, geboren als Mosl, der Deportation nach Gurs, die am 22. Oktober 1940 stattgefunden hätte. Er starb 1946 in Speyer, geschwächt und verarmt durch die Misshandlungen, die er in seiner Vergangenheit erlitten hatte. Ein lebensfroher Mensch war durch diese traumatischen Erlebnisse gebrochen worden.
Das Leben der Familie Blum
Klara Blum, die 1886 geboren wurde, war Volksschul- und Klavierlehrerin. Sie unterstützte ihren Mann in dieser dunklen Zeit. Ihre Ehe begann 1921 und hielt alle Widrigkeiten stand. Klara Blum starb 1949 in Speyer.
Ihr Sohn Johannes Nepomuk Blum, geborener Hans, wurde 1924 geboren. Aufgrund der antijüdischen Gesetze musste er als „Halbjude“ seine Schulbildung im Humanistischen Gymnasium abbrechen. Schließlich wechselte er an ein Internat im Schwarzwald. Nach dem Krieg setzte er seine Ausbildung fort und wurde Maschinenbauingenieur bei AEG in Berlin, wo er mit vielen Patenten auf sich aufmerksam machte.
Vor dem Haus in der Wormser Straße 8, das der Familie Blum einst gehörte, werden nun Stolpersteine für Eugen, Klara und Nepomuk Blum verlegt. Diese Gedenksteine sind von der Speyerer Stolperstein-Initiative, die den Mut und die Entschlossenheit zeigt, das Andenken der Opfer des Nationalsozialismus aufrechtzuerhalten. Eine bedeutende Geste, die nicht nur die Vergangenheit reflektiert, sondern auch die Erinnerungen an diese außergewöhnlichen Menschen bewahrt.
Für weitere Informationen zu dieser Gedenkveranstaltung und den Schicksalen von Speyerer Juden empfiehlt sich ein Blick auf die Berichterstattung auf www.rheinpfalz.de.