In der Pfalz herrscht Angst unter den jüdischen Gemeinden! Der Schatten des Antisemitismus wird durch den Krieg im Nahen Osten und die zunehmende Gewalt gegen Juden in Deutschland noch dunkler. Marina Nikiforova, die Geschäftsführerin der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz, berichtet von der ständigen Sorge ihrer Mitglieder um ihre Angehörigen in Israel. „Fast alle haben Kinder oder Enkel dort“, sagt sie bedrückt und betont, dass die Situation nach dem verheerenden Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 unerträglich geworden ist.
Die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz zählt 177 Mitglieder und hat ihre Standorte in Ludwigshafen, Speyer und Kaiserslautern. Doch in Ludwigshafen ist das Gemeindehaus nicht einmal mit einem Schild gekennzeichnet – „zu gefährlich“, erklärt Nikiforova. Die Chorproben finden unter Polizeischutz statt, seitdem ein versuchter Anschlag auf die Synagoge in Halle vor fünf Jahren die Gemeinde erschütterte. „Wir fühlen uns manchmal wie in einem Ghetto“, beschreibt sie die bedrückende Lage, in der selbst alltägliche Aktivitäten von Sicherheitsmaßnahmen überschattet werden.
Angst vor Anfeindungen
Die Angst ist so groß, dass viele Juden in der Region darüber nachdenken, nach Israel auszuwandern. Nikiforova berichtet, dass sogar ihr Schwiegersohn darüber nachgedacht hat. „Meinen Davidstern trage ich schon lange nicht mehr als Kette um den Hals“, gesteht sie. „Es ist der Wahnsinn, dass man seinen Glauben nicht öffentlich zeigen kann!“ Auch Männer verzichten auf das Tragen ihrer Kippa in der Öffentlichkeit, aus Furcht vor Anfeindungen. Ein Vorfall, bei dem ein Jugendlicher während eines Klassenausflugs in der Synagoge die bereitgestellte Kippa wütend vom Kopf riss, zeigt die besorgniserregende Stimmung.
Die Jüdische Kultusgemeinde ist dankbar für den Schutz der Polizei, doch die ständige Bedrohung bleibt. „Warum müssen wir immer wegen unseres Glaubens Angst haben?“, fragt Galina Borodina, ein Vorstandsmitglied der Gemeinde, und fügt hinzu, dass viele junge Leute bereit sind, ihre Koffer zu packen und nach Israel zu fliehen. Die Lieder, die bei den Chorproben gesungen werden, erzählen von den vermissten Geiseln in Israel und hallen traurig durch die Wände – ein eindringliches Zeichen der Verzweiflung und der Hoffnung auf bessere Zeiten.
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