Bergisches Land. Die Bundesjugendspiele haben in Deutschland eine lange Tradition, die viele Schüler durch Generationen begleitet hat. Abwechslungsreiche Disziplinen wie Sprinten, Werfen und Geräteturnen prägten die Spiele, bei denen Teilnehmer Medaillen und Urkunden für ihre Leistungen erhalten konnten. Eine Reform an den Grundschulen, die in der vergangenen Schulzeit eingeführt wurde, zielt darauf ab, den Wettbewerbsgedanken zu verringern und die Teilnahme spielerischer zu gestalten. Während die Initiative Lob für die Motivation der Kinder bringt, stellen Kritiker in Frage, ob dies zu einer ausreichenden Würdigung individueller Leistungen führt.
Seit 2001 haben die Bundesjugendspiele einen Wandel durchgemacht, bei dem neben Wettkämpfen auch Wettbewerbs- und Mehrkampfformen präsentiert werden. Der jüngste Schritt in dieser Entwicklung war die Entscheidung des Ausschusses für die Bundesjugendspiele, ab dem Schuljahr 2023/2024 den traditionellen Wettkampf abzuschaffen. An den Grundschulen wird künftig ausschließlich im Rahmen von Wettbewerben und Mehrkämpfen gegeneinander angetreten.
Die Ergebnisse werden nicht mehr genau gemessen
Ein zentrales Element dieser Reform ist ein neues Punktesystem zur Bewertung der Leistungen. Gregor Wehning, Geschäftsführer des Ausschusses für den Schulsport in Solingen, erklärt: „Das ist eine Zonenwertung.“ Dies bedeutet, dass die erzielten Ergebnisse nicht mehr präzise messen, sondern jeder Leistung eine bestimmte Zone zugewiesen wird. Die Ergebnisse werden dann in Relation zu den Ergebnissen der Jahrgangsstufe bewertet, was den bundesweiten Vergleich erheblich erleichtert, aber auch die Möglichkeit einschränkt, Leistungen zwischen Schulen zu vergleichen. Die Verteilung der Urkunden erfolgt nun basierend auf den Zonen, wobei die besten 20 Prozent mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet werden, während die mittleren 50 Prozent eine Siegerurkunde und die restlichen 30 Prozent eine Teilnahmeurkunde erhalten.
„Der Leistungsgedanke ist so tatsächlich in den Hintergrund gerückt“, so Wehning weiter. Zwar wird durch das neue System die Differenzierung der Leistungen verringert, was das Messen der Ergebnisse komplizierter macht, jedoch schwächt es auch den Wettbewerb. Dies wirft Fragen auf, ob die aktuellen Standards den Hochleistungen gerecht werden. Vor allem der Vergleich zwischen verschiedenen Schulen wurde dadurch erheblich erschwert. Dies lässt viele Experten, einschließlich Wehning und Markus Dobke von der Stadt Remscheid, skeptisch über den langfristigen Wert dieses Modells zurückblicken.
Insgesamt gibt es mehr Urkunden
Das Resultat dieser Reform ist eine steigende Anzahl an gewählten Urkunden. „Entscheidend ist, dass man sich eben nicht mehr insgesamt vergleicht, deutschlandweit“, kritisiert Dobke. Durch das Absehen von größeren Vergleichen wird die Anzahl der vergebenen Urkunden erhöht, was dazu führt, dass viele Schüler für ihre Teilnahme eine Auszeichnung erhalten. Während in der Vergangenheit eine hervorragende Leistung sowohl im persönlichen als auch im nationalen Sinne gewürdigt wurde, besteht die Sorge, dass anerkannte Leistungen nun seltener in den Vordergrund gerückt werden.
Das Ziel, Kinder spielerisch für den Sport zu begeistern, wird von vielen Schulleitern und Sportpädagogen unterstützt. Schulleiterin Sabine Riffi von der Grundschule Uhlandstraße in Solingen stellt fest, dass ihre Schule bereits seit Jahren Alternativen zu den Bundesjugendspielen entwickelt hat. Stattdessen wird ein Sportfest veranstaltet, bei dem die Schüler in Teams antreten und verschiedene Stationen durchlaufen. „Jeder muss sich bewegen und sein Bestes geben, aber es ist ein Mannschaftswettbewerb“, erläutert sie, wobei der Fokus auf Teamarbeit liegt.
Die Schulleiterin hebt hervor, dass gerade für Schüler, die sich nicht gerne bewegen, die Motivation wichtig sei, um aktive Teilnahme zu fördern. Das Sportfest soll sicherstellen, dass alle Kinder mit einem positiven Erlebnis nach Hause gehen und sich an Sport und Bewegung erfreuen können.
Ähnlich ist die Situation an der Grundschule Hasten in Remscheid, wo die Schulleiterin Claudia Becker eine gelungene Mischform aus traditionellen und spielerischen Elementen geschaffen hat. Das Fest umfasst sowohl klassische Disziplinen wie Sprint und Weitsprung als auch Mannschaftsspiele, bei denen alle Klassenstufen zusammenarbeiten und Punkte sammeln. „Die Mischform machen wir bewusst, um die verschiedenen Bestandteile des Sports klarzumachen“, sagt Becker. Die Individualleistungen werden in angepasster Form gewürdigt, und jedes Kind erhält eine Teilnehmerurkunde, die auch die persönliche Leistung anerkennt.
Die Entwicklungen bei den Bundesjugendspielen zeigen, dass sich die Ansätze für den Schulsport weiter diversifizieren. Die Reaktion der Schulen im Bergischen Land lässt erahnen, dass der Wunsch nach einem Ansatz, der sowohl das individuelle Engagement als auch den Gruppenzusammenhalt fördert, immer mehr an Bedeutung gewinnt. Für weitere Informationen und einen tieferen Einblick in die Thematik, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.rga.de.
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