Wiesbaden – Im Rahmen der Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“, die kürzlich veröffentlicht wurde, beschäftigt sich die Bevölkerung Deutschlands verstärkt mit Themen wie steigenden Lebenshaltungskosten und Migration. 57 Prozent der Befragten äußerten tiefgehende Bedenken über künftige Preiserhöhungen, was diese Sorgen an die Spitze der Ängste katapultiert.
Die Umfrage, die mehr als 30 Jahre besteht und von der R+V-Versicherung in Auftrag gegeben wird, beleuchtet nicht nur wirtschaftliche Aspekte, sondern auch politische, familiäre und gesundheitliche Sorgen. Grischa Brower-Rabinowitsch, der Studienleiter, betont, dass Finanzfragen einen bedeutenden Einfluss auf die Stimmung der Deutschen ausüben. Besondere Besorgnis äußerten auch 52 Prozent der Befragten über steigende Mietkosten, die den dritten Platz in der Rangliste der Ängste belegen.
Weniger Sorgen, mehr Zuversicht
Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich jedoch eine leichte Entspannung im Sorgenbarometer der Deutschen. Die Angst vor höheren Preisen und unerschwinglichem Wohnen ist um jeweils acht Prozentpunkte gesunken, was möglicherweise auf eine Verbesserung der finanziellen Lage hindeutet. „Die Menschen haben mehr Geld im Portemonnaie. Das bleibt nicht ohne Wirkung“, so Brower-Rabinowitsch.
Die Befragung, die von Juni bis August durchgeführt wurde, umfasste rund 2400 Personen ab 14 Jahren. Ihre Ergebnisse werfen ein Licht auf die vielschichtigen Ängste in der Gesellschaft. Ein weiterer zentraler Punkt der Studie ist das Thema Migration, das bei 56 Prozent der Befragten Besorgnis auslöst. Sie befürchten, dass die Gesellschaft und die Behörden mit einem weiteren Zustrom von Flüchtlingen überfordert sein könnten.
Ängste vor politischem Extremismus
Ein weiteres alarmierendes Ergebnis der Studie ist die verstärkte Angst vor politischem Extremismus. In der aktuellen Umfrage gaben 46 Prozent der Befragten an, besorgt über Extremismus in der Politik zu sein – das entspricht einem Anstieg von 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders die Angst vor islamistischem Terrorismus (48 Prozent) und rechtsextremem Gedankengut (38 Prozent) schürt die Sorgen. Gleichzeitig ist auch die Furcht vor Terrorismus generell gestiegen, wobei 43 Prozent der Befragten hierzu Ängste äußerten.
Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki, die die Studie als Beraterin begleitet, betont die Dringlichkeit politischer Maßnahmen zur Bewältigung grundlegender Probleme bei der Zuwanderung und Integration. In Ostdeutschland ist die Sorge vor einer Überforderung des Staates mit 60 Prozent höher ausgeprägt als in Westdeutschland (55 Prozent). Dieses Gefühl beschreibt Borucki als ein Empfinden von Ungerechtigkeit gegenüber dem Zuzug von Geflüchteten.
Abgesehen von diesen Themen zeigen sich die Deutschen jedoch entspannter in Bezug auf Risiken wie Störfälle in Atomkraftwerken (29 Prozent) oder allgemeine Straftaten (23 Prozent). Der Arbeitsmarkt hat ebenfalls einen relativ geringen Einfluss auf die Ängste: Lediglich 30 Prozent der Befragten machen sich Sorgen über steigende Arbeitslosenzahlen, und nur 22 Prozent fürchten den Verlust ihres eigenen Jobs, was den niedrigsten Wert im Langzeitvergleich darstellt. Trotz der komplexen Themen, mit denen sich die Gesellschaft beschäftigt, gelingt es vielen, eine gewisse Gelassenheit zu bewahren. Weitere Details zu diesem Thema sind in einem Bericht von www.radiooberhausen.de nachzulesen.