Veröffentlicht: Donnerstag, 17.10.2024 15:16
Autounfälle stellen eine erhebliche Gefahr für alle Autoinsassen dar, jedoch scheint insbesondere die ältere Bevölkerungsgruppe besonders stark betroffen zu sein. Eine aktuelle Analyse hat ergeben, dass Pkw-Insassen ab 50 Jahren bis zu dreieinhalbmal höherem Verletzungsrisiko ausgesetzt sind als jüngere Fahrer und Beifahrer. Diese alarmierende Erkenntnis stammt von der Unfallforschung der Versicherer (UDV) und wurde von der Leiterin Kirstin Zeidler in Münster hervorgehoben.
Die Untersuchung deckt einen kritischen Punkt auf: Trotz stetig verbesserter Sicherheitsstandards in modernen Fahrzeugen sind die Rückhaltesysteme wie Sicherheitsgurte und Airbags nicht optimal auf die Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmt. Zeidler führt aus, dass diese Systeme in der Regel nur mit maximaler Intensität agieren, unabhängig von den spezifischen Unfallumständen oder dem Alter der Insassen. Dies kann bei älteren Menschen zu gravierenden Verletzungen führen, da ihre Knochen brüchiger und die Muskulatur schwächer ist.
Die Rolle von Alter und Körpergröße bei der Verletzungsgefahr
Der Bericht der UDV untersuchte auch, wie viel Einfluss Faktoren wie Alter, Geschlecht und Körpergröße auf die Schwere der Verletzungen bei Unfällen haben. Dabei wurde festgestellt, dass nur etwa 14 Prozent der verunglückten älteren Pkw-Insassen mäßig bis kritisch verletzt wurden – im Jahr 2023 könnte man von etwa 8.000 betroffenen Personen ausgehen. Dennoch bleibt die hohe Verletzungswahrscheinlichkeit ein wichtiger Aspekt, der angegangen werden muss.
Eine weitere interessante Erkenntnis der Studie zeigt, dass der Fahrzeugtyp und die Sitzplatzwahl entscheidend für die Verletzungsfolgen sind. Insassen in Kleinwagen erlitten deutlich schwerere Verletzungen als diejenigen, die in schwereren, größeren Autos saßen. Zudem ist es bemerkenswert, dass in kleinen Fahrzeugen häufig Frauen als Insassen anzutreffen sind, während Männer eher in größeren Autos Platz nehmen.
Die UDV-Kritik richtet sich auch an die verwendeten Crashtest-Dummys, die seit mehr als 30 Jahren nicht ausreichend die Bedürfnisse der alternden Bevölkerung widerspiegeln. Die neuesten Modelle der Crashtests stellen zwar einen Schritt in die richtige Richtung dar, doch es ist klar, dass hier Nachbesserungen dringend erforderlich sind. Die Experten fordern die Entwicklung so genannter „adaptiver“ Rückhaltesysteme, die die Aufprallkräfte variabel anpassen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Insassen gerecht zu werden.
Die hochrangigen Erkenntnisse der UDV stellen eine dringende Aufforderung dar, die Sicherheitsstandards und -technologien im Automobilbereich zu überarbeiten. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf die demografische Entwicklung und den überproportionalen Anstieg älterer Verkehrsteilnehmer. Die Frage bleibt: Wie schnell können diese notwendigen Änderungen in der Automobilindustrie umgesetzt werden? Dies könnte entscheidende Auswirkungen auf die Sicherheit und das Wohlbefinden der älteren Generation im Straßenverkehr haben. Mehr Informationen zu diesem Thema sind verfügbar bei www.radiooberhausen.de.