Kreis Wesel. Die Telefonseelsorge Niederrhein ist stärker gefragt denn je, mit über 12.000 Anrufen, die jährlich in den Kreisen Wesel und Kleve eingehen. Um diesen wichtigen 24/7-Dienst aufrechterhalten zu können, werden dringend neue Freiwillige gesucht, wie das Bistum bekannt gab.
Insgesamt wurden im letzten Jahr rund 12.500 Gespräche geführt, wobei der Bedarf ständig steigt. Die Ehrenamtlichen stehen an vorderster Front, um Menschen in Krisensituationen zu unterstützen. „Einsamkeit ist ein zentrales Thema“, erklärt der Leiter der Telefonseelsorge, Pfarrer Dirk Meyer. Insbesondere in etwa 22 Prozent der Gespräche geben Anrufer an, dass sie sich alleine fühlen. Diese Gespräche sind nicht nur eine Hilfe zur Selbsthilfe, sondern auch ein bedeutender Beitrag zur gesellschaftlichen Unterstützung.
Zuhören statt Lösungen anbieten
Das Hauptziel der Telefonseelsorge ist das Zuhören. Laut Karin Hante, der stellvertretenden Leiterin, haben die Mitarbeitenden keine vorgefertigten Lösungen, sondern schenken den Anrufern ihre Zeit und Aufmerksamkeit. Dies fördert das Vertrauen, sodass die Menschen wieder lernen, an sich selbst zu glauben. Es ist eine alltägliche Begegnung, ohne Urteil – eine essentielle Basis für die persönliche Entwicklung der Ratsuchenden.
Interessanterweise profitieren nicht nur die Hilfesuchenden von diesen Gesprächen. Die Ehrenamtlichen berichten von ihrem eigenen Wachstum und erweiterten Perspektiven durch die Begegnungen. Diese Tätigkeit fördert Offenheit und ein tieferes Verständnis von Lebensrealitäten, die viele nicht im Alltag erleben.
Ausbildung für neue Ehrenamtliche
Die nächste Ausbildungsreihe für interessierte Freiwillige beginnt im März 2025. Sie wird von Pfarrer Dirk Meyer und Karin Hante geleitet und findet mittwochs im zweiwöchigen Rhythmus in Wesel statt, jeweils von 17 bis 20 Uhr. Zu den Voraussetzungen für die Mitarbeit gehören Empathie, Offenheit und die Bereitschaft zur Selbstreflexion. Die Interessierten sollten auch psychisch und physisch belastbar sein.
Die Telefonseelsorge selbst verzeichnete im Jahr 2023 insgesamt 12.294 Seelsorge- und Beratungsgespräche. In der Hälfte dieser Gespräche standen psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen und Ängste, im Vordergrund. Darüber hinaus sind viele Anrufer mit Beziehungskonflikten konfrontiert, sei es mit Partnern, Familienmitgliedern oder Freunden.
Statistisch gesehen waren die meisten Anrufenden zwischen 50 und 60 Jahre alt, wobei 62 Prozent weiblich waren und 67 Prozent alleinlebten. Auch jüngere Menschen suchen zunehmend Unterstützung: 51 Prozent der Antworten auf E-Mails kamen von unter 30-Jährigen. Dies zeigt, dass die Themen von Einsamkeit und psychischer Gesundheit alle Altersgruppen betreffen.
Für weitere Informationen zur Ausbildung und dem Engagement in der Telefonseelsorge stehen Ansprechpartner montags bis freitags von 8:30 bis 12:30 Uhr zur Verfügung. Interessierte können die Hotline unter 0281-156161 kontaktieren oder mehr Details auf der Website www.telefonseelsorge-niederrhein.de nachlesen.