Höxter

Wuhledar gefallen: Russland erobert strategisch wichtige Stadt in der Ukraine

Die ukrainischen Verteidiger müssen einen schweren Rückschlag hinnehmen, da russische Truppen die strategisch wichtige Stadt Wuhledar im Donezk-Gebiet erobern konnten, während gleichzeitig in Kiew ein Forum zur Stärkung der Rüstungsindustrie stattfindet und die Nation ihrer gefallenen Soldaten gedenkt.

Kiew (dpa) – Die Situation an der Ostfront der Ukraine hat sich dramatisch zugespitzt. Berichten zufolge hat die Ukraine den Vorposten Wuhledar, eine Stadt im Donetsk-Gebiet, verloren. Diese Stadt, die vor dem Krieg etwa 15.000 Bewohner hatte, stand über zwei Jahre unter ukrainischer Kontrolle und war stark beschädigt. Russische Truppen haben dort, nach monatelangen Kämpfen, die Kontrolle übernommen und setzten ihre Flaggen auf mehreren Gebäuden in Wuhledar. Trotz dieser Berichte von Militärblogs und ukrainischen Beobachtern gibt es noch keine offizielle Bestätigung des Verlusts vonseiten der ukrainischen Regierung.

Präsident Wolodymyr Selenskyj thematisierte in seiner abendlichen Videoansprache die wichtige Rolle ausländischer Rüstungsunternehmen für die Ukraine. Aktuell findet in Kiew ein Forum der Verteidigungsindustrie statt, an dem Vertreter aus über 30 Ländern und fast 300 Unternehmen teilnehmen. Zeitgleich gedachten die Ukrainer am Dienstag der gefallenen Soldaten mit einer Schweigeminute.

Kämpfe um Wuhledar

Der Verlust von Wuhledar ist der jüngste Rückschlag für die ukrainischen Streitkräfte, die seit Monaten mit dem Vorrücken der russischen Armee kämpfen. Ursprünglich versuchten die Russen vergeblich, die Stadt zu erobern, und erlitten dabei hohe Verluste. Im Verlauf der letzten Monate schafften es die russischen Truppen jedoch, Wuhledar zu umgehen und die Stadt fast völlig zu umzingeln. Es bleiben Fragen offen: Berichte über einen geregelten Rückzug der ukrainischen Truppen wurden bislang nicht bestätigt. viele russische Militärblogger vermuten jedoch, dass einige ukrainische Soldaten noch in der Stadt sind.

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Die Angaben des ukrainischen Generalstabs blieben vage. Während am Dienstagmorgen noch Kämpfe um Wuhledar berichtet wurden, war in den späteren Meldungen keine Rede mehr davon. Die russischen Angriffe konzentrierten sich stattdessen auf das nahegelegene Dorf Bohojawlenka.

Ausbau der ukrainischen Rüstungsindustrie

Inmitten dieser militärischen Herausforderungen betont Selenskyj, dass die Unterstützung in Form von ausländischen Militärhilfen nicht ausreicht. Es sei entscheidend, dass möglichst viele Verteidigungsunternehmen weltweit Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Ukraine zeigen. Die Aufrüstung hat bereits Fahrt aufgenommen, und es fließen Investitionen in die ukrainische Rüstungsindustrie. Neben etablierten Firmen wird auch von der Produktion neuer Technologien wie Langstreckendrohnen berichtet.

Die ukrainische Regierung plant, bis Ende des Jahres 1,5 Millionen Drohnen herzustellen, was ein beachtlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr ist. Zudem hat die Rüstungsproduktion sich gegenüber 2023 verdreifacht. Selenskyj hob hervor, dass im ersten Halbjahr 2023 die Munitionserzeugung 25 Mal höher lag als im gleichen Zeitraum im Jahr 2022. Auch der erfolgreiche Test einer eigenen ballistischen Rakete wird als bedeutender Fortschritt gewertet.

Allerdings gibt es inmitten dieser Entwicklungen auch Berichte über vermeintliche Kriegsverbrechen. Die ukrainische Justiz untersucht ein Video, das die mutmaßliche Ermordung von 16 ukrainischen Kriegsgefangenen durch russische Soldaten zeigt. Generalstaatsanwalt Andriy Kostin sprach von einer potenziellen schweren Verletzung des Kriegsrechts, falls sich die in dem Video gezeigten Vorgänge bewahrheiten sollten.

Auf der anderen Seite berichtete der russische Inlandsgeheimdienst FSB von der Festnahme von 39 Menschen, angeblich aufgrund ihrer Teilnahme an „destruktiven Internetgemeinschaften“, die laut FSB im Auftrag der Ukraine gewalttätige Handlungen in Russland geplant haben sollen. Der Druck auf Andersdenkende im Land hat seit dem Beginn des Angriffskriegs zugenommen, was die angespannte geopolitische Lage weiter verkompliziert.


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