Eine bemerkenswerte Entdeckung hat die maritime Geschichte Deutschlands erneut ins Rampenlicht gerückt. Teile des berühmten U-Boots U 96, bekannt durch Lothar-Günther Buchheims Roman „Das Boot“, sind laut neuen Recherchen in Wilhelmshaven aufgetaucht. In einem Zusatzkapitel seines Buches berichtet der Journalist Gerrit Reichert, dass mindestens das Heck, wo der Dieselmotor untergebracht war, und möglicherweise auch der Bug nach der Zerstörung des U-Bootes an diesem Standort zurückgeblieben sind.
Das U 96, das während des Zweiten Weltkriegs als eines der am meisten eingesetzten deutschen U-Boote gilt, versenkte insgesamt 29 alliierte Schiffe mit einer Gesamttonnage von 178.651 Bruttoregistertonnen (BRT). Diese beachtliche Bilanz stellt das U 96 als einen entscheidenden Akteur in der „Schlacht im Atlantik“ dar, wo deutsche U-Boote gegen alliierte Handelsflotten vorgingen. Der Ruhm des U-Bootes wurde besonders durch die 1981 veröffentlichte Verfilmung des Romans gefestigt, die das Leben auf einem U-Boot eindrucksvoll schildert.
Forschung und Entdeckung
Gerrit Reichert, der bereits mit seinem Buch „U 96 – Realität und Mythos“ Aufmerksamkeit erregte, hat zusammen mit Dr. Frank Ganseuer, einem Marineexperten aus Wilhelmshaven, ein Jahr lang vor Ort recherchiert. Ihre Untersuchung beleuchtet den Verbleib des U-Bootes und stellt fest, dass die Überreste 1948 als Füllmaterial für den Grodendamm verwendet wurden. Dieser Damm, der den ehemaligen Kriegshafen von Wilhelmshaven vom Banter See trennt, hat somit eine direkte Verbindung zur Geschichte des U 96.
Die Zerstörung des U-Bootes geschah am 30. März 1945 durch einen Luftangriff der 8th Air Force der USAAF. Glücklicherweise befanden sich zu diesem Zeitpunkt keine Besatzungsmitglieder an Bord, was eine mögliche Tragödie verhinderte. U 96 wurde am 15. Februar 1945 außer Dienst gestellt, nachdem es seine Einsätze erfolgreich beendet hatte. Diese Hintergründe sind nicht nur für Historiker von Interesse, sondern tragen auch zur lebendigen Kulturgeschichte Deutschlands bei.
Reicherts Arbeit, die am 7. Oktober 2024 in einer erweiterten Auflage erscheint, enthält über 150 teils unveröffentlichte Fotos des U-Bootes. Diese Raritäten bieten einen einzigartigen Einblick in das Leben an Bord und die Bedeutung des U 96 im Breich der maritimen Geschichte. Am 17. Oktober wird Reichert auf der Frankfurter Buchmesse seine neuesten Entdeckungen vorstellen und für Gespräche zur Verfügung stehen.
Kulturelle Relevanz und neues Licht
Der Mythos des U 96 lebt nicht nur durch die Literatur und Filmkunst weiter, sondern erhält durch die neuen Forschungsergebnisse frischen Auftrieb. U 96 bleibt ein Symbol für den Überlebenskampf auf See während des Zweiten Weltkriegs und hat sowohl historische als auch kulturelle Dimensionen. Damit wird das U-Boot zu einem stillen Zeugen der Geschichte von Wilhelmshaven, dessen Überreste bis heute in die Struktur des Ortes integriert sind.
Mit diesen neuen Erkenntnissen entfaltet sich ein spannendes Kapitel über das Leben an Bord eines deutschen U-Bootes, das in der Erinnerung vieler lebt und gleichzeitig zum Verständnis der komplexen militärischen Geschichte des 20. Jahrhunderts beiträgt. Gerrit Reichert hat mit seiner detaillierten Forschung einen wichtigen Beitrag geleistet, der die Wahrnehmung der Gesellschaft über U 96 und seine Rolle in der Geschichte beeinflussen wird. Mehr Informationen zur Thematik sind in einem umfassenden Bericht auf esut.de zu finden.
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