In der Stadt Oldenburg sorgt eine aktuelle Diskussion um die Namensgebung des Edith-Russ-Hauses für Medienkunst für Aufsehen. Eine neue wissenschaftliche Untersuchung, die vor etwa zwei Wochen abgeschlossen wurde, beleuchtet die Rolle von Edith Ruß während des Nationalsozialismus sowie ihr Verhalten nach 1945. Die Stadtverwaltung plant, diese Ergebnisse am Freitag, dem 25. Oktober, in einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung vorzustellen. Beginn der Veranstaltung ist um 19:30 Uhr im Veranstaltungssaal des Kulturzentrums PFL, Peterstraße 3. Der Eintritt ist kostenlos, und eine Reservierung ist nicht notwendig.
Die Debatte wurde durch Vorwürfe gegen die 1993 verstorbene Edith Ruß angestoßen, die als Namensgeberin und Stifterin des Kunsthauses fungiert. Die Historikerin Dr. Mareike Witkowski und ihr Kollege Dr. Joachim Tautz haben in ihrer Analyse nachgewiesen, dass Ruß seit dem 1. Januar 1941 Mitglied der NSDAP war und als Journalistin im NS-Pressewesen tätig war. Ihre Artikel waren geprägt von völkisch-nationalistischem Gedankengut. Trotz dieser Fakten hatte Edith Ruß ihre Zugehörigkeit zur NSDAP stets geleugnet.
Teil der öffentlichen Diskussion
Im Rahmen der anstehenden Veranstaltung wird Dr. Witkowski die wesentlichen Ergebnisse ihrer Untersuchung erläutern. Zudem wird Marcel Schwierin, Co-Leiter des Edith-Russ-Hauses, über die Reaktionen aus der Region sowie auf nationaler und internationaler Ebene sprechen. Diese Informationen sind besonders wichtig, da sie die Auswirkungen der Benennung auf die Wahrnehmung der kulturellen Einrichtung widerspiegeln. Eine anschließende Diskussion wird den Bürgern die Möglichkeit bieten, über die Rolle von Edith Ruß im Nationalsozialismus nachzudenken und sich zur möglichen Umbenennung des Kunsthauses zu äußern. Die Moderation dieser Diskussion übernimmt Prof. Dr. Stefan Müller-Doohm, der ebenfalls zur Klärung von Fragen der Bürger beitragen wird.
Oberbürgermeister Jürgen Krogmann hat sich bereits in einer Pressemitteilung, die am 25. September veröffentlicht wurde, für eine Umbenennung des Edith-Russ-Hauses ausgesprochen. Er betonte: „Aus meiner Sicht ist es für eine städtische Kultureinrichtung nicht mehr tragbar, den Namen Edith Ruß im Titel zu verwenden.“ Auch das Team des Edith-Russ-Hauses unterstützt eine solche Namensänderung nachdrücklich. Die Diskussion um die Namensgebung ist damit nicht nur ein kulturelles, sondern auch ein moralisches Thema, das Fragen über die Verantwortung von Institutionen in einer modernen Gesellschaft aufwirft.
Die Geschichte von Edith Ruß ist kompex; sie war nicht nur Journalistin, sondern auch Pädagogin und private Kunstsammlerin. Nach ihrem Tod im Jahr 1993 hinterließ sie der Stadt Oldenburg ihr Vermögen mit dem Ziel, ein Haus für die Kunst zu finanzieren. Das Edith-Russ-Haus für Medienkunst wurde schließlich im Jahr 2000 eröffnet und verfolgt seither das Ziel, zeitgenössische Medienkunst zu präsentieren und zu fördern.
Die anstehende Veranstaltung in Oldenburg wird somit nicht nur eine Klärung der historischen Rollenverteilung zum Ziel haben, sondern auch Auswirkungen auf die kulturelle Identität der Stadt und ihre Kultureinrichtungen. Die Anwohner sind eingeladen, an der Diskussion aktiv teilzunehmen und ihre Meinungen zu äußern, während die Stadtverwaltung versucht, den Ansprüchen auf historische Wahrheit und gesellschaftlicher Verantwortung gerecht zu werden. Daher bleibt abzuwarten, welche Entscheidungen im Nachgang der Veranstaltung getroffen werden und wie diese die Zukunft des Edith-Russ-Hauses beeinflussen werden, wie www.oldenburger-onlinezeitung.de berichtet.