Emden

Zerrissen zwischen Gesetz und Menschlichkeit: Ein Beamter packt aus

In Emden, wo die Herausforderungen der Zuwanderung seit Jahren die Schlagzeilen dominieren, hat Gunnar de Vries, ein ehemaliger Mitarbeiter der Ausländerbehörde, seine bewegenden Erfahrungen geteilt. Nach 14 Jahren im Dienst ist er nicht nur Zeuge der Konflikte geworden, sondern hat auch das menschliche Leid der Flüchtlinge hautnah erlebt. „Die Menschen, die zu uns kommen, haben oft schreckliche Zeiten hinter sich“, erklärt de Vries und berichtet von verzweifelten Wartenden, die auf eine Bleibeperspektive hoffen.

Doch die Realität ist hart: De Vries musste oft Gesetze anwenden, die ihm nicht gefielen. Besonders in den 1990er-Jahren, während der Jugoslawienkriege, kamen viele Flüchtlinge nach Emden, die kaum Chancen auf Asyl hatten. „Die meisten erhielten nur einen Duldungsstatus und lebten in ständiger Angst vor Abschiebung“, erinnert er sich. Die Integration dieser Menschen war oft ein Lichtblick, doch die Gesetzeslage zwang ihn, auch ablehnende Entscheidungen zu treffen, was ihn in eine schwierige Lage brachte. „Ich wurde beleidigt und sogar körperlich angegriffen, wenn ich nicht in ihrem Sinne entscheiden konnte“, schildert er die Bedrohungen, die er erlebte.

Psychische Belastungen und persönliche Kämpfe

Die ständige Konfrontation mit der Verzweiflung der Flüchtlinge und die Bedrohungen, die er erlebte, führten schließlich zu posttraumatischen Belastungsstörungen. „Ich fühlte mich wie ein Henker der Träume“, sagt de Vries, der sich gezwungen sah, die Illusionen vieler Menschen zu zerstören. Die psychologischen Folgen waren gravierend, und er war nicht allein: Viele seiner Kollegen, darunter Lehrer und Sozialarbeiter, erlebten ähnliche Schwierigkeiten und suchten Hilfe. „Es ist ein Teufelskreis der Respektlosigkeit, in dem die Wut der Menschen oft auf uns abgeladen wird“, erklärt er weiter.

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Die Debatte um die Erhöhung der Abschiebungszahlen bezeichnet de Vries als Illusion. „Deutschland ist ein Einwanderungsland, und wir müssen gemeinsam für ein friedliches Zusammenleben arbeiten. Viele Herkunftsländer nehmen ihre Bürger nicht zurück, und oft herrscht Krieg, der Abschiebungen unmöglich macht“, warnt er und ruft zur Empathie und Unterstützung für die Migranten auf.


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Emden, Deutschland
Quelle
nwzonline.de

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