Im Mai dieses Jahres wurde die erste Oper der österreichischen Performancekünstlerin Florentina Holzinger mit großer Vorfreude am Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin uraufgeführt. Die Premiere von "Sancta" war mehr als nur eine unterhaltsame Aufführung; sie setzte sich mit tiefgreifenden Themen wie Selbstfindung und sexueller Befreiung auseinander und nahm moralische Konventionen der katholischen Kirche ins Visier.
Der Abend ließ keine Wünsche offen. "Don't dream it, be it", war das eindringliche Motto, das Holzinger in fast drei Stunden zelebrierte und das Publikum mit der Darbietung mitriss. Am Ende der Aufführung, die mit Messages der Emanzipation und Inklusion gefüllt war, applaudierten die Zuschauer begeistert. Intendant Hans-Georg Wegner äußerte sich zufrieden und sprach von einem "großen Bild der gesellschaftlichen Inklusion", das die Veranstaltung widerspiegelte.
Der Inhalt und die Inszenierung
Das Stück begann mit Paul Hindemiths "Sancta Susanna", einer Oper, die die erotische Erwachung einer Nonne thematisiert. Diese Eröffnung gab den Ton an, indem sie zwei gegensätzliche Aspekte der Sexualität und des Glaubens darstellte: strenge Nonnen versus eine leidenschaftliche lesbische Beziehung. Diese Gegensätze standen symbolisch für den weiteren Verlauf des Abends, der um gesellschaftliche Normen und deren Aufbruch kreiste.
Holzinger selbst erklärte, dass ihr Aufwachsen in einem katholischen Umfeld ihre künstlerische Arbeit stark geprägt habe. Die scheinbare Frauenfeindlichkeit der Kirche motivierte sie, ausgewählte Themen in ihrer Inszenierung zu behandeln. Die Aufführung wurde durch eine Messe ergänzt, die von einer kleinwüchsigen Päpstin geleitet wurde. Mit mehr als einem Dutzend kräftiger Frauen auf der Bühne, deren Körper Geschichten erzählten, wurde die Darstellung zu einem eindrucksvollen Erlebnis.
Musikalisch überraschte die Produktion mit einem Mix aus Heavy Metal, Pop, Techno und klassischen Kompositionen. An diesem Abend wurde die Sixtinische Kapelle neu interpretiert, Jenes Bild, das Jesus als Hippie zeigte, und tanzende Nonnen auf Rollschuhen ließen keine Klischees aus. Diese kreative Mischung trug zur strahlenden Gesamtatmosphäre und dem Aufbrechen von konventionellen Darstellungen bei.
Reaktionen und Beurteilungen der Inszenierung
Trotz eines anhaltenden Skandals, der in Erwartung bei solcher thematischen Tiefe und Provokation oft die Runde macht, blieb dieser in Schwerin aus. Der Grund könnte in der Art und Weise liegen, wie Holzinger mit den katholischen Symbolen spielt, ohne sie letztlich substantiell herauszufordern. Diese oberflächliche Handhabung ließ die Produktion möglicherweise als bunte und kuriose Show erscheinen, ohne dass sich jemand persönlich betroffen fühlte.
Die Produktion wird auch in anderen Städten gezeigt, unter anderem im Rahmen der Wiener Festwochen von 10. bis 15. Juni, sowie an der Oper Stuttgart. Diese Kooperation zwischen mehreren Institutionen, dazu dem Mecklenburgischen Staatstheater, zeigt den großen Rückhalt und das Interesse an Holzingers Arbeit und der fortwährenden Auseinandersetzung mit kritischen Themen.
Das Mecklenburgische Staatstheater, mit seinen historischen Wurzeln in Norddeutschland, bietet somit nicht nur eine Bühne für künstlerische Expression, sondern auch Raum für kritische gesellschaftliche Debatten, die durch Kunst angestoßen werden können.
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