Der Mangel an Kochsalzlösung in Deutschland hat sich mittlerweile auch auf die Wetterau ausgedehnt und stellt sowohl Pharmazeuten als auch Kliniken vor erhebliche Herausforderungen. Bernd Ulrich, ein Apotheker aus Friedberg, thematisiert die Schwierigkeiten, die viele Apotheken und medizinische Einrichtungen mit den begrenzten Lieferungen haben. Besonders in Kliniken ist die Nachfrage nach dieser wichtigen Flüssigkeit enorm, und die Engpässe haben bereits Auswirkungen auf die täglichen Abläufe.
Kochsalzlösung ist in der medizinischen Praxis von zentraler Bedeutung. Sie wird nicht nur für Infusionen verwendet, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle beim Spülen von Zugängen, Verdünnen von Blutproben im Labor und für viele andere therapeutische Anwendungen. Ob in der Notfallmedizin, der Intensivpflege oder für chemotherapeutische Behandlungen, ihre Anwendung ist weitreichend. Doch dieser alltägliche Bedarf wird derzeit durch einen akuten Lieferengpass gefährdet.
Ursachen des Engpasses
Ulrich führt den Mangel hauptsächlich auf die zu niedrigen Preise in Deutschland zurück. Diese Preispolitik veranlasst Hersteller dazu, ihre Ware bevorzugt ins Ausland zu verkaufen, wo sie eine deutlich bessere Marge erzielen können. Hinzu kommt eine neue EU-Verordnung, die die Vorschriften zur Herstellung steriler Produkte verschärft, was die Produktionskosten in die Höhe treibt.
Die Nachfrage ist enorm, insbesondere in der Kerckhoff-Klinik, wo monatlich etwa 12.000 Packungen benötigt werden. Die unterschiedlichen Gebindegrößen, die von 10 Millilitern bis hin zu 5 Litern variieren, unterstreichen die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Kochsalzlösung in medizinischen Verfahren. Trotz dieser hohen Nachfrage stießen die Kliniken jedoch auf Schwierigkeiten, da die Produktion nicht mit den benötigten Mengen Schritt halten kann.
Aktuell werden die Probleme zusätzlich dadurch verschärft, dass es an Glasflaschen und Stopfen für die Verpackungen mangelt. Einige Hersteller können möglicherweise bis Ende des Jahres keine Lieferungen mehr garantieren, und die Produktionskapazitäten reichen nicht aus, um die Engpässe auszugleichen.
Abläufe in den Kliniken unter Druck
In den Kliniken gibt es zwar gut funktionierende Bestellmanagementsysteme und die Lagerhaltung wird strategisch angepasst, um den Engpass zu mildern. Dennoch bleibt der Druck auf das Personal spürbar. Timo Neeb, der Einkaufsleiter im Gesundheitszentrum Wetterau (GZW), betont, dass die derzeitige Situation zwar Herausforderungen mit sich bringt, die Patientenversorgung jedoch dennoch gesichert sei. Kleinere Gebinde sind kontinuierlich verfügbar, jedoch können nicht alle benötigten Mengen abgedeckt werden.
Die Kerckhoff-Klinik hat bereits Alternativen zu Kochsalzlösung in Erwägung gezogen, um Engpässe zu vermeiden. Deren Nutzung ist nicht ideal, da nicht alle Medikamente auch mit anderen Trägersubstanzen verabreicht werden können. Während die Ärzte angehalten wurden, in Fällen, wo es medizinisch vertretbar ist, alternative Lösungen auszuprobieren, bleibt der Alltag in der Klinik dennoch durch den Mangel belastet.
Das Updating der Lagerbestände zeigt, dass nicht nur Kochsalzlösung betroffen ist, sondern auch andere essentielle Arzneimittel. Ulrich berichtete, dass viele Patienten derzeit auf die Suche nach Alternativen gehen müssen, um ihre notwendigen Medikamente zu erhalten. Besonders schockierend ist die Situation bei Insulinen und bestimmten Psychopharmaka, bei denen es ebenfalls zu Engpässen kommt.
Die Situation bleibt angespannt, und die betroffenen Akteure in der Region beobachten die Entwicklungen genau. Der Mangel an Kochsalzlösung ist nur ein Teil eines größeren Problems, das auch andere wichtige Arzneimittel betrifft und die Gesundheitsversorgung in der Wetterau insgesamt gefährden könnte. Die Verfügbarkeit von Kochsalzlösung ist nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit, sondern eine essentielle Notwendigkeit für die medizinische Versorgung, die in der Zeit von Pandemie und knappen Ressourcen umso wichtiger wird.
Für eine detaillierte Betrachtung des Falls, siehe den Bericht auf www.fnp.de.