In einem bewegenden Heimatausflug besuchte der 90-jährige Horst Koch die Stätten seiner Jugend im Jugenddorf Neu-Ulrichstein. Gemeinsam mit seiner Frau Tamara und einigen Freunden erinnerte er sich eindrucksvoll an seine Anfänge als Melker. Es war eine aufregende Zeitreise für den ehemaligen Berliner, der in den 1950er-Jahren als 15-Jähriger dort sein Handwerk erlernte. Mit einem Lächeln erzählt er, wie er am ersten Tag gleich von einer Kuh unwillkommen überrascht wurde, was ihn fast zur Flucht aus dem Stall veranlasste. Doch dank der Geduld seines Meisters kehrte er zurück und kämpfte sich durch die Anfangsphase, die ihn ein Leben lang prägen sollte.
Koch, ein „Icke“ aus Berlin, fand sich in der ländlichen Umgebung des Vogelsbergs wieder, nachdem er mit seiner Mutter während des Zweiten Weltkriegs evakuiert worden war. Mit Hilfe der Polizei gelangte er 1950 nach Neu-Ulrichstein, wo das Jugenddorf für viele Jugendliche aus ärmlichen Verhältnissen eine neue Chance bot. Hier wurde Koch schnell in die Arbeit mit Pferden eingewiesen und hielt sich in der Landwirtschaft mit Milchkühen und Schweinen über Wasser. Mit Geschick und Entschlossenheit bildete er eine Reitergruppe und entwickelte sein „Pferdegefühl“ weiter, das ihn sein Leben lang begleitete.
Ein Leben zwischen Melken und Chemie
Trotz seiner Leidenschaft für die Landwirtschaft wandte sich Koch später dem Chemielaborantenberuf zu, als die Melker zunehmend durch Maschinen ersetzt wurden. „Als Melker musst du da wohnen, wo der Stall ist“, reflektiert er. Und so schulte er um und fand Anstellung bei „Dow Chemicals“. Vor seiner beruflichen Neuausrichtung sammelte er noch viel Erfahrung und konnte seiner neuen Tätigkeit mit einem ganz besonderen Hintergrundwissen entgegenblicken.
Die Erinnerungen von Horst Koch sind lebendig und eindrucksvoll, während er zurückblickt auf eine bewegte Vergangenheit. Auch nach einem Schlaganfall im letzten Jahr hält er die Erinnerungen an die Zeit im Pferdestall lebendig und lässt die Geschichten an seine heute noch begeisterten Zuhörer weiter. Das Erbe seiner Melkerjahre wird durch seine Erfahrungen und die Leidenschaft für das Reiten stets weiterleben. Ein unvergänglicher Teil seiner Biografie ist die Verbindung zu den Pferden, die ihn bis heute begleiten und geprägt haben.