In einem hoch emotionalen Stadtverordnetenforum in Marburg wurde am Freitagabend über einen Dringlichkeitsantrag zur Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Moischt debattiert. Diesem Antrag, der von der CDU-/FDP-/BfM-Fraktion eingebracht wurde, widmeten die Stadtverordneten viel Zeit. Parallel dazu stellte die Marburger Linke & Piraten einen umfassenden Antrag, der jedoch kaum Beachtung fand und abgelehnt wurde.
Als zentrale Stimme der Debatte trat Tanja Bauder-Wöhr hervor, die auf die Bedeutung einer dezentralen Unterbringung hinwies. Sie bedauerte, dass die Stadt offenbar von ihrem Leitbild abweicht und hob die Vorteile von Gemeinschaftsräumen und Rückzugsorten hervor. Laden für eine positive Integration geflüchteter Menschen ist entscheidend, und ihre Forderungen beinhalteten auch eine fachliche Betreuung durch Pädagogen.
CDU-Antrag zur Reduzierung der Flüchtlingszahlen
Der Antrag der CDU-/FDP-/BfM-Fraktion zielte darauf ab, die Anzahl der im „Haus Waldblick“ untergebrachten Personen von ursprünglich 104 auf maximal 52 zu halbieren. Dies entspräche der Zahl, die zuvor im Pflegeheim lebte, und würde eine sanftere Integration in die Dorfgemeinschaft ermöglichen. Jens Seipp, der Antragsteller, merkte an, dass die Ängste der Bevölkerung ernst genommen werden sollten, da viele Bürger besorgt über eine Überbelastung des Ortes waren.
Während des Treffens wurde die Diskussion fluid, doch auch emotional. Liban Abdirahman Farah, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion, betonte die Notwendigkeit einer respektvollen Diskussion, besonders angesichts der traumatischen Erfahrungen, die viele Flüchtlinge gemacht haben. Er war der Meinung, dass Vorurteile abgebaut werden müssen, um ein besseres Miteinander zu fördern.
Kirsten Dinnebier, Stadträtin und Sozialdezernentin, stellte klar, dass es kein Vorkaufsrecht für das Gebäude des ehemaligen Altenheims gab. Gleichzeitig bestätigte sie, dass Verhandlungen mit Investoren über eine mögliche Reduzierung der Belegungszahl laufen. Dies stieß bei der Fraktion auf weiteres Nachfragen und regte die Diskussion an.
Verhandlungen und Bedenken
Die Verhandlungen mit Investoren spielen eine zentrale Rolle in der gesamten Angelegenheit. Dinnebier unterstrich die Herausforderung, die immer knapper werdenden Platzverhältnisse aufgrund globaler Krisen und anhaltender Flüchtlingsbewegungen zu managen. Die Stadt steht somit unter Druck, die Bedürfnisse der Moischter Bürger und die der ankommenden Flüchtlinge in Einklang zu bringen.
Die anhaltende Debatte über die Anzahl der geflüchteten Menschen ist nicht nur ein lokalpolitisches Thema, sondern auch ein gesellschaftlich relevantes. Miguel Angel Sánchez Arvelo von der Linken forderte eine dezentrale Herangehensweise und eine klare Haltung gegen Vorurteile, um das Wohlergehen aller zu sichern.
Schließlich wurde der Antrag von der mehrheitlichen Koalition abgelehnt. Ein parallel ins Spiel gebrachtes Bürgerbegehren, initiiert von vier Bürgern aus Moischt, wurde ebenfalls abgelehnt. Diese Entscheidungen verdeutlichen die Komplexität der Diskussion um die Flüchtlingsunterbringung und die unterschiedlichen Sichtweisen, die innerhalb der Stadtverordnetenversammlung vertreten sind.
Für weitere Informationen zu den Forderungen und Argumenten der einzelnen Fraktionen kann jedoch der Bericht auf www.op-marburg.de konsultiert werden.