Marburg-Biedenkopf

Bundeswehr im Umbruch: Fehlt der Wille zur Kriegsfähigkeit?

Stadtallendorf. In einem packenden Vortrag anlässlich der Eröffnung der Regionalausstellung der Division Schnelle Kräfte hat Militärhistoriker Professor Sönke Neitzel kritische Einblicke zur aktuellen Lage der Bundeswehr gegeben. Im Interview mit dem OP hebt Neitzel hervor, dass Deutschland sich auf einem gefährlichen Pfad befindet, wenn es darum geht, die Streitkräfte in eine kriegsfähige Verteidigungsarmee umzuwandeln.

Neitzel spricht von einem alarmierenden Mangel an Wille und Bereitschaft, notwendige Veränderungen vorzunehmen. „Es fehlt nicht an Erkenntnis, sondern an dem Willen zur Umsetzung“, erklärt er. Politische Entscheidungsträger scheuen sich, die „politische Schmerzgrenze“ zu überschreiten und stellen sich gegen die notwendigen „Zumutungen“, wie etwa Schuldenaufnahme oder Prioritätensetzung im Haushalt. Diese Zurückhaltung könnte fatale Folgen haben, wenn die Bundeswehr nicht bereit ist, sich von einer Friedens- zu einer Verteidigungsarmee zu wandeln.

Systemwechsel und Bürokratie

Neitzel kritisiert auch die lähmende Bürokratie, die die Bundeswehr im Griff hat. „Wir ersticken in der Bürokratie“, so der Historiker, der betont, dass diese oft nur den Interessenschutz für Einzelne und Gruppen darstellt. Anstatt sich an die Herausforderungen der Zeit anzupassen, wird die Bundeswehr durch veraltete Strukturen und Vorschriften behindert. Der Historiker hebt hervor, dass die Kampfbereitschaft und das Bewusstsein für den Krieg in bestimmten Einheiten wie den Fallschirmjägern trotz der allgemeinen Tendenz zur Friedensarmee überlebt haben.

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Inmitten der geopolitischen Unsicherheiten, insbesondere im Hinblick auf die US-Präsidentenwahl, fordert Neitzel ein entschlossenes Handeln. „Das ‚Schiff Zeitenwende‘ muss mehr Fahrt aufnehmen“, warnt er und betont, dass die Verantwortung für die Sicherheit Europas nicht länger auf den Schultern der USA lasten kann. Ob Trump oder Harris, die Botschaft bleibt klar: Europa muss bereit sein, mehr Verantwortung zu übernehmen, und das erfordert mutige Entscheidungen und echte Veränderungen in der deutschen Verteidigungspolitik.

Quelle/Referenz
op-marburg.de

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