Die Situation des Kindeswohls hat in Deutschland alarmierende Ausmaße angenommen, insbesondere in Gießen, wo die Meldungen zu Kindeswohlgefährdungen im Jahr 2023 einen neuen Höchststand erreichten. Die Behörde befasst sich intensiv mit Fällen, bei denen Kinder in ihrer Entwicklung gefährdet sind, sei es durch Vernachlässigung oder verschiedene Formen von Gewalt.
2023 verzeichnete das Statistische Bundesamt insgesamt 63.700 Fälle, was auf das höchste Niveau seit Erhebung dieser Daten hinweist. In Gießen berichtete das Jugendamt von 580 Meldungen über potenzielle Gefährdungen, die fast auf demselben Niveau wie in den letzten Jahren lagen. Besonders besorgniserregend ist, dass sich 30 Prozent dieser Meldungen auf Kinder unter vier Jahren bezogen.
Gründe für die Meldungen
Die meisten Meldungen beziehen sich auf Vernachlässigung. Dies kann bedeuten, dass Kinder nicht ausreichend ernährt werden oder in einer unzureichenden hygienischen Umgebung leben. Aber auch emotionale Vernachlässigung spielt eine Rolle und kann sich negativ auf das Wohlbefinden der Kinder auswirken. 277 Meldungen betrafen mutmaßliche Vernachlässigung, während in 97 Fällen häusliche Gewalt und in 86 Fällen körperliche Misshandlungen vermutet wurden. Darüber hinaus gab es 31 Verdachtsfälle sexueller Übergriffe.
Die Ermittlungen in solchen Fällen obliegen dem Jugendamt, das trotz personeller Engpässe sicherstellt, dass allen Meldungen nachgegangen wird. Amtsleiterin Vanessa Van Harsselaar betonte im Sozialausschuss die Wichtigkeit, Rückstaus in der Bearbeitung zu vermeiden. Sie gab an, dass in den Jahren zuvor ein Anstieg der Meldungen zu beobachten war, was auf eine zunehmende Sensibilisierung für das Thema hindeutet.
Vorsorgemaßnahmen und Hilfsangebote
Eine Vielzahl von Maßnahmen steht dem Jugendamt zur Verfügung, um auf Kindeswohlgefährdungen zu reagieren. Dazu gehören Beratungsangebote und Unterstützung für betroffene Familien sowie gegebenenfalls die Inobhutnahme von Kindern. Im Jahr 2023 wurden in 66 Fällen Kinder vorübergehend in Obhut genommen. Die Prävention hat in der letzten Zeit an Bedeutung gewonnen, weshalb Stadt und Landkreis Gießen intensiv in frühzeitige Hilfsangebote investieren.
Zusätzlich werden Fachkräfte aus Kitas und Schulen geschult, um potenzielle Gefährdungen frühzeitig zu erkennen und adäquat zu handeln. Dies zeigt bereits Wirkung: Laut Stadt konnten durch gezielte Beratungen zahlreiche Gefährdungen abgewehrt werden, was die Anzahl der Meldungen an das Jugendamt insgesamt verringert hat.
Das Thema Kindeswohlgefährdung ist komplex und verlangt nach einem Zusammenspiel von verschiedenen Akteuren. Für die Zukunft ist es entscheidend, dass die Gesellschaft zusammenarbeitet, um Kindern ein sicheres und gewaltfreies Aufwachsen zu ermöglichen. Detaillierte Informationen und weitere Entwicklungen zu diesem Thema sind bei www.giessener-allgemeine.de nachzulesen.
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