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Gysi: „Linke muss wieder zur Kümmerer-Partei werden – Jetzt handeln!“

Gregor Gysi, eine der bekanntesten Stimmen der Linkspartei, äußerte sich in einem aufschlussreichen Interview über die gegenwärtige Krise seiner Partei und die Herausforderungen, die sie meistern muss. Der 76-Jährige, der seit 1990 im Deutschen Bundestag sitzt, sieht sich und seine Partei in einem schwierigen Licht. „Es gibt einen Krieg im Nahen Osten und den andauernden Konflikt in der Ukraine. Darüber hinaus werden autoritäre Kräfte in Europa stärker, was sowohl in Deutschland als auch in Ländern wie Ungarn beunruhigende Ausmaße annimmt“, erklärte Gysi.

Diese Aussagen kommen in einer Zeit, in der die Linke interne Konflikte über ihre politische Ausrichtung und die strategische Ausrichtung hat. Besonders der Verlust von Sitzen im Bundestag nach der Gründung von Sahra Wagenknechts Neuer Partei, dem Bündnis für soziale Gerechtigkeit (BSW), hat die Linke stark getroffen. Gysi äußerte, dass die Sitze verloren gingen und somit die Ressourcen und Rechte der Linken im Bundestag stark eingeschränkt wurden. „Wir bekommen nur noch die Hälfte des Geldes pro Abgeordnetem, das wir als Fraktion erhalten haben. Das tut weh“, so Gysi bitter.

Die Notwendigkeit einer Kurskorrektur

Ein zentraler Punkt in Gysis Argumentation ist die Notwendigkeit, dass die Linke sich stärker um die Belange der arbeitenden Bevölkerung kümmern muss. „An der Kritik, dass wir uns zuletzt zu sehr um die Interessen von 'Lifestyle-Eliten' in den Großstädten gekümmert haben, ist etwas dran“, räumte er ein. Für Gysi sollte das Aufeinandertreffen mit den Bedürfnissen der Bürger im Mittelpunkt linker Politik stehen. Auf dem bevorstehenden Bundesparteitag in Halle beabsichtigt er, eine „Aufbruchstimmung“ zu erzeugen, um frische Leidenschaft und zunächst sechs zentrale Themen zu definieren, die für den Fall eine Priorität haben sollten.

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Zu diesen Themen zählen Migration, die Förderung einer realistischen Friedenspolitik im Nahen Osten sowie eine gerechte und ökologische Wirtschaftsstruktur. Auch die Gleichstellung der Geschlechter und die Verbesserung der Lebensbedingungen in Ostdeutschland sind Bestandteil seiner Agenda. Gysi wies darauf hin, dass die Ungleichheiten zwischen Ost und West weiterhin bestehen und dass es notwendig sei, diese anzugehen: „Die Menschen im Osten haben ein Gefühl der Benachteiligung, das bis in die zweite und dritte Generation reicht.“

Über die Einflüsse der sozialen Medien und den letztlich schnellen Aufstieg von Sahra Wagenknecht sagte Gysi, dass diese nicht nur durch die sozialen Medien gefördert wurden, sondern durch die gesamte Medienlandschaft. „Die Politik des BSW ist eine wilde Mischung und ich bezweifle, dass sie sustainable ist“, kommentierte der erfahrene Politiker. Auch auf die polarisierten Meinungen innerhalb der Linken eingehen möchte er, wenn es künftig um die Wählerwünsche geht: „Wenn wir aus dem Bundestag fliegen, würde das eine gravierende Konsequenz für die politische Diskussion haben“, warnte er.

Auf die Frage, ob er selbst im Jahr 2025 bei der nächsten Bundestagswahl antreten wird, zeigte sich Gysi abwartend. „Ich möchte die Stimmung beim Bundesparteitag abwarten und sehen, welche Leute antreten“, teilte er mit und versprach, dass er seine Stimme erheben wird. Gysi bleibt optimistisch, was die Mitgliederzahlen der Linken betrifft, die er in den letzten Monaten als stabiler wahrnimmt, ganz im Gegensatz zur Rolle und Kontrolle über den BSW.

Gregor Gysi, der unter anderem für seine Rolle in der DDR als Rechtsanwalt bekannt ist, hat in seiner politischen Karriere nicht nur Führungsansprüche wahrgenommen, sondern auch die Herausforderungen der Linken vorangetrieben. Seine klare Haltung und das Bekenntnis zur Gleichstellung zwischen Ost und West zeigen, dass er die aktuellen politischen Strömungen innerhalb und außerhalb seiner Partei ernst nimmt. „Wir müssen die strukturellen Probleme endlich angehen“, fordert Gysi. Für weitere Informationen zu Gysis Perspektiven und seiner umfangreichen politischen Karriere, siehe den Artikel auf www.fr.de.


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Genauer Ort bekannt?
Halle, Deutschland
Quelle
fr.de

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