Die Situation in der Mensa am Campus in Osterholz-Scharmbeck ist besorgniserregend. Nachdem der Küchenchef, Andreas Schnackenberg, seinem Unmut über die Missstände Luft gemacht hat, wird die Einrichtung nun ohne Leitung dastehen. zusammen mit einem zweiten Koch, der in den Herbstferien seinen Dienst quittieren wird, lässt der Schritt nichts Gutes erahnen. Immer wieder wurde Schnackenberg zur Verantwortung gezogen für die Probleme, die bei der Berliner Catering-Firma Vielfaltmenü aufgetreten sind. Diese hat sich offensichtlich als unzuverlässig erwiesen und aufgrund von mangelhaften Lieferungen und unzureichendem Personal ist die Situation eskaliert.
Andreas Schnackenberg hat mehr als ein Jahr lang die Küchenleitung innegehabt und während dieser Zeit bis zu 1400 Essensportionen täglich zubereitet. Angesichts der ständigen Lieferungsausfälle war er gezwungen, spontane Lösungen zu finden, was dazu führte, dass er beispielsweise 60 Kilogramm Hähnchengeschnetzeltes bei einem lokalen Lieferanten ordern musste. Die Unzuverlässigkeit des Unternehmens erstreckte sich auch auf den Zahlungsverkehr, sodass Mahnungen für unbezahlte Rechnungen auf seinem Tisch landeten. „Ich kann nicht mehr die Verantwortung für andere übernehmen“, betonte der Küchenchef, der sich nun von seiner Stelle zurückzieht.
Ruf des Unternehmens auf dem Spiel
Der Druck, der auf Schnackenberg lastete, war enorm. Immer wieder musste er improvisieren, was die Qualität der Mahlzeiten beeinträchtigte und letztlich zu Beschwerden von Erziehern und Lehrkräften führte. Die Vorwürfe reichten bis zu dem Punkt, dass ihm Unterversorgung vorgeworfen wurde. „Ich habe während meiner Zeit hier alles gegeben, aber die Umstände waren nicht tragbar“, sagte Schnackenberg und verwies auf die zahlreichen Reklamationen. Er kündigte am 22. August und sah sich daraufhin mit einer „außerordentlichen Kündigung“ seitens des Unternehmens konfrontiert, was ihn dazu veranlasste, die Gewerkschaft einzuschalten.
Laut Linda Gehrmann, Leiterin des Fachbereichs Bildung und Soziales, sei das Essen in der Mensa stets „lecker“ gewesen, doch die anhaltenden Probleme mit den Lieferungen seien nicht von der Hand zu weisen. Die Stadtverwaltung stellt sogar rechtliche Schritte gegen Vielfaltmenü in Aussicht. „Es wird immer schwieriger, die Ansprechpartner der Firma zu erreichen“, gab Gehrmann zu. Die Stadt sieht sich gezwungen, die rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um der Misere ein Ende zu setzen.
Kritik von allen Seiten
Die Reaktionen der Eltern und Lehrkräfte auf die mangelhafte Essensversorgung sind deutlich. Beschwerden über falsche Menüs, unzureichende Temperatur und Menge dieser Menüs füllen die Akten von Gehrmanns Büro. „Unsere Kinder verdienen besseres Essen als das, was aktuell geliefert wird“, meinte eine besorgte Mutter. Der gute Ruf von Vielfaltmenü steht auf dem Spiel, und die ohnehin reduzierte Belegschaft von ehemals neun Mitarbeitern wird noch weiter schrumpfen. Der letzte verbleibende Koch hat bereits zum 15. Oktober gekündigt, was die Situation zusätzlich verschärft.
Die Firma Vielfaltmenü, die an über 30 Standorten agiert und täglich rund 140.000 Kunden bewirtet, hat auf die Anfragen der Redaktion bisher nicht reagiert. Der Vertrag für die Mensa läuft bis zum 31. Juli 2025, jedoch scheint das Unternehmen schon die Flucht nach vorne zu planen, indem kostenlose Angebotsförderungen beworben werden, trotz der skizzierten Herausforderungen. Derzeit sucht Vielfaltmenü Verstärkung für das Küchen-Team in Osterholz-Scharmbeck, wobei die Stellenangebote verlockend gestaltet sind.
Die Frage bleibt, wie es mit der Mensa weitergehen wird, insbesondere nach dem 21. Oktober, wenn die Herbstferien enden. Sollte das Unternehmen kein effektives Konzept präsentieren, könnte die gesamte Essensversorgung für die Schulen und Kitas ernsthaft gefährdet sein. Schnackenberg zieht eine bilanzierende Rückkehr in die Gastronomie ins Auge, möchte jedoch sicherstellen, dass er nicht in eine ähnliche Lage gerät. „Man muss auch auf seine Gesundheit achten“, betont er.
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