Im Herzen von Potsdam, nur einen Steinwurf vom Hauptbahnhof entfernt, erblüht ein neuer Touristenmagnet: Die Innenstadt, umrahmt von der majestätischen Kuppel der Nikolaikirche, strahlt im alten preußischen Glanz. Die Stadt kommt dem historischen Bild wieder näher, das sie einst war. Als Besucher auf dem Alten Markt umherwandern, wird man von klassizistischen Fassaden und dem beeindruckenden Anblick der neugestalteten Umgebung förmlich umarmt. Die Atmosphäre kostet keinen Cent, doch der Aufwand hinter dieser Schönheit ist enorm.
Hunderte Millionen für historische Schönheit
Seit der Wende rast Potsdam auf der Überholspur, um sein historisches Erbe zu restaurieren. Der Bauingenieur Andreas Kitschke, Ur-Potsdamer und Teil des Wiederaufbauprojekts, erklärt, man habe die Stadt als gesamtheitliches Kunstwerk betrachtet. „Wir wollten kein neues Viertel erschaffen, sondern auf den historischen Wurzeln aufbauen“, erklärt er. Der Traum von einer behutsamen Annäherung an die Stadthistorie lebt! Trotz teurer Vorschriften, die das Projekt in die Höhe treiben, ist das Investitionsvolumen von rund 128 Millionen Euro aus öffentlicher Hand sowie etwa 600 Millionen Euro von Privatinvestoren eine gewaltige Summe.
Doch nicht alles an der Rekonstruktion ist unbestritten. Der Stadtplaner Steffen Pfrogner äußert Bedenken über die Nutzergruppe der neu gestalteten Plätze – sind es die Potsdamer oder doch hauptsächlich Touristen? Kritisch steht er auch dem Abriss bestehender Gebäude gegenüber, die viel kostenfreier Wohnraum für die lokale Bevölkerung boten. Auch die Berücksichtigung von Umweltschutz und Klimawandel scheint beim Wiederaufbau in den Hintergrund geraten zu sein. Der Alte Markt bleibt ein Steinblock, der Großstruktur-Bäume vermissen lässt und die Frage aufwirft: Wie passt das historische Bild mit modernen Anforderungen zusammen?
Preußische Pracht trifft auf Verdrängung
Im Kampf um die Seele der Stadt haben diejenigen, die an Potsdams preußische Pracht erinnern wollen, die Oberhand gewonnen. So stehen die sozialistischen Mosaike des Rechenzentrums am Rande der Stadt unter Druck: Bald könnte auch hier der Abriss drohen, sobald der Nutzungsvertrag ausläuft. Der Fokus auf die Ästhetik des alten Preußen könnte die lebendigen sozialen Strukturen der Stadt ins Abseits drängen. Potsdam wandelt sich und zeigt sich in neuem Glanz – die Frage bleibt, wem dieser Glanz letztendlich zugutekommt.