Im Kaufbeurer Klinikum wurde ein besonderes Jubiläum gefeiert: Die Palliativstation feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Dieser festliche Anlass wurde mit einem Tag der offenen Tür kombiniert, um sowohl die Palliativstation als auch die Klinikkapelle St. Raphael zu würdigen, die zehn Jahre nach ihrer Fertigstellung feiert. Viele Besucher nahmen an dem Event teil, das eine Gelegenheit bot, mehr über die Arbeit der Palliativstation zu erfahren. Bei Führungen und Kurzvorträgen konnten sich Interessierte über die vielfältigen Aspekte der Palliativpflege informieren, während im Hintergrund Musik erklang und bei Kaffee und Kuchen Gespräche stattfanden.
Die Palliativstation ist nicht nur ein Ort, an dem körperliche Leiden gemindert werden; sie legt auch großen Wert auf das psychosoziale Wohlbefinden der Patienten. Die Ansprechpartner für die Patienten sind ein hochqualifiziertes Team von Pflegekräften, Ärzten, Therapeuten, Seelsorgern und Hospizhelfern, die gemeinsam die bestmögliche Lebensqualität ermöglichen möchten. „Das Ziel ist, den Tagen mehr Leben zu geben, nicht dem Leben mehr Tage“, so die Philosophie der Palliativmedizin.
Ein offenes Gespräch über den Tod
Privatdozent Dr. Bernd Hartmann, der Leiter der Palliativstation, äußerte, dass es wichtig ist, über die oft als unangenehm empfundene Thematik des Sterbens zu sprechen. Viele Menschen scheuen sich davor, jedoch können direkte Berührungspunkte durch persönliche Erlebnisse im Freundes- und Familienkreis oft einen anderen Umgang mit diesem Thema fördern. „Darüber reden zu können, ändert viel“, merkte Hartmann an.
Die Präsenz eines professionellen Teams sorgt zudem für eine umfassende Betreuung; dies schließt auch Angehörige mit ein. Patienten wohnen in helle Einzelzimmer, die wohnlich eingerichtet sind und mit Zugang zum Garten ausgestattet sind. Die Station verzichtet auf die typische Krankenhausatmosphäre und schafft stattdessen eine einladende Umgebung. Es ist spürbar, dass der Aufenthalt für die Patienten angenehm gestaltet werden soll, was besonders im sogenannten „Wohnzimmer“ der Station evident ist. Hier können sich die Patienten entspannen, unterhalten und am gemeinschaftlichen Leben teilhaben.
Der Wandel der Palliativmedizin
Einst wurde die Palliativstation von vielen als „Sterbestation“ wahrgenommen, da eine adäquate Sterbebegleitung häufig fehlte. Heute hat sich dies jedoch grundlegend geändert: viele Patienten werden nach einer erfolgreichen Maßnahme wieder entlassen, um ihre Behandlungen in der häuslichen Pflegesituation fortzusetzen. „Wir sind weder eine Pflegestation noch ein Hospiz“, stellte Dr. Hartmann klar. Die Station wurde im Jahr 1999 eröffnet und kann somit auf eine fundierte Historie zurückblicken. Heute erfreut sich die Palliativstation an einer engen Vernetzung mit Hausärzten, Kliniken und Hospizvereinen, die bereits 2008 in Kaufbeuren begann, mithilfe eines spezialisierten ambulanten Palliativversorgungsteams.
Ergänzend zur Palliativstation informierte das Team beim Tag der offenen Tür über die Arbeit des SAPV-Teams, das 2016 unter der Trägerschaft des Hospizvereins gegründet wurde. Durch diese enge Zusammenarbeit werden Versorgungslücken geschlossen und eine ganzheitliche Betreuung der Patienten garantiert. Die Entwicklung und die Fortschritte in der Palliativmedizin sind ein Zeichen für die wichtigen Veränderungen und Ansätze in der modernen Gesundheitsversorgung. „Die Errungenschaften der letzten 25 Jahre sind beeindruckend“, bemerkte Hartmann, „doch der Weg ist noch lang.“ Die weitreichende Akzeptanz und das verstärkte Verständnis für diese Pflegeform zeigt sich bereits in der interessierten und offenen Atmosphäre des Jubiläums.
Besucher waren berührt von der Herzlichkeit und dem Engagement des Personals, während in der Klinikkapelle Lieder wie „Von guten Mächten“ gespielt wurden, um Trost und Ruhe für die Besucher zu schaffen. Solche Veranstaltungen tragen dazu bei, das Bewusstsein für Palliativpflege und die Herausforderungen schwerkranker Menschen zu schärfen.
Einige stehen noch am Anfang ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben, andere haben bereits Erfahrungen gemacht, die sie mit der Öffentlichkeit teilen möchten. Die Palliativstation in Kaufbeuren bleibt ein Ort der Hoffnung und des Wandels, der partnerschaftlich alle Beteiligten in den Prozess einbindet. Informationen zu diesem Jubiläum und den damit verbundenen Veranstaltungen sowie zur Palliativpflege sind auf www.allgaeuer-zeitung.de nachzulesen.