Die Zeit ist ein Thema, das alle Menschen beschäftigt – und genau diesem Konzept hat der brasilianische Künstler Devaney Claro seine neuesten Werke gewidmet. Ab Freitag, dem 11. Oktober, lädt die Galerie Kunstwerkstatt in Karlsfeld dazu ein, sich mit seinen Arbeiten auseinanderzusetzen. Die Ausstellung trägt den Titel „Ein bildnerisches Essay über die Zeit“ und bietet den Besuchern die Möglichkeit, die verschiedenen Facetten der Zeit zu entdecken.
Claro, der seine Kunst zwischen den kulturellen Einflüssen von Rio de Janeiro und München entwickelt, hat sich von der brasilianischen Kunstszene inspirieren lassen. Künstler wie Hélio Oiticica und Lygia Clark sowie auch europäische Größen wie Piet Mondrian und Paul Klee beeinflussen sein Schaffen. Klee, insbesondere, hat mit seinen Überlegungen zur Sichtbarkeit von Kunst Claro motiviert: „Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“
Vielfältige Zeitkonzepte
In der Ausstellung wird die Zeit auf vielfältige Weise thematisiert. Einige der gezeigten Werke finden sich im Rahmen bunter geometrischer Farbflächen. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass diese scheinbaren Malereien aus sorgfältig verwebten Baumwollfäden bestehen, die mit Acrylfarbe getränkt sind. Dieses Material und der schaffende Prozess stehen in direktem Zusammenhang mit dem Zeitkonzept, das Claro untersuchen möchte: Jedes Werk wird über einen Zeitraum hinweg erschaffen, wodurch es in einen Dialog mit dem Konzept der Zeit tritt.
Ein besonders interessantes Detail der Ausstellung ist, dass die Werke über einen Zeitraum von sieben Jahren entstanden sind. Das erste Werk aus der beschriebenen Farbenreihe datiert aus dem Jahr 2017, während das letzte Bild für das Jahr 2024 angekündigt ist. Die kreative Auseinandersetzung mit Zeit wird noch verstärkt durch ein weiteres Werk, das Claro mehrere Jahre der Natur aussetzte. Er selbst betrachtet „Zeit“ als ein essentielles Material seiner Kunst.
Um die Zeitgüter differenzierter zu gestalten, differenziert Claro zwischen den Begriffen „Chronos“ und „Kairos“, basierend auf der antiken griechischen Philosophie. Während „Chronos“ die lineare, messbare Zeit symbolisiert, führt das Konzept „Kairos“ zu einem entscheidenden Moment oder Punkt in der Zeit. In der Ausstellung finden sich geometrische Werkbilder, die an Kalendermuster erinnern und den linearen Zeitverlauf symbolisieren.
Im Kontrast dazu steht ein zentrales Kunstwerk, in dem Steine in einer spiralförmigen Anordnung präsentiert werden. Diese Steine, die aus der Isar stammen, repräsentieren „Kairos“ und sind mit poetischen Erkenntnissen des Künstlers verknüpft. „Die Steine sind weise. Sie sind unglaublich alt“, bemerkt Claro, was auf die tiefere philosophische Bedeutung hinweist, die er diesen Objekten zuschreibt.
Ein Dialog mit der Natur
Claro betrachtet die organischen Formen und natürlichen Materialien in seiner Kunst als einen direkten Kontrast zur geometrischen Präzision seiner Gemälde. Diese Dualität spiegelt sich auch in seiner Sicht auf die Zeit wider. Er stellt die von der Natur beeinflusste Zeitwahrnehmung als Teil eines Dekolonisationsprozesses dar, der sich von den etablierten westlichen Systemen abwendet und die Lebensweise der indigenen Völker zurück ins Bewusstsein ruft. Seine Kunst soll nicht nur betrachtet, sondern auch im Kopf bewegt werden.
Die Vernissage der Ausstellung findet am Freitag, dem 11. Oktober, um 19 Uhr in der Galerie Kunstwerkstatt des Kunstkreises Karlsfeld statt. Die Ausstellung ist anschließend bis zum 20. Oktober immer samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet und bietet eine spannende Gelegenheit, mehr über Claro's faszinierende Perspektive auf das Konzept der Zeit zu erfahren. Für Interessierte ist es eine wertvolle Möglichkeit, den Dialog zwischen Kunst und Zeit zu erkunden und sich intensiv mit diesen Fragestellungen auseinanderzusetzen.
Weitere Details zur Ausstellung finden sich in Berichten wie beispielsweise auf www.sueddeutsche.de.
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