Sigmaringen

Sigmaringens Stadtwerke im Krisenchaos: So wurde ein Millionen-Defizit verursacht!

Die Stadtwerke Sigmaringen stehen vor einer finanziellen Krise von beachtlichem Ausmaß. Mit einem Minus von rund zehn Millionen Euro im vergangenen Jahr muss die Stadt mit einer Rettungsaktion eingreifen und 11,5 Millionen Euro in die Stadtwerke pumpen, um eine Insolvenz abzuwenden. Die Beweggründe für diese drastische Situation sind vielfältig und werfen Fragen auf, die die Verantwortlichen beantworten müssen.

Interimsgeschäftsführer Falk-Wilhelm Schulz erklärt, dass die missratene Einkaufspolitik der Stadtwerke eine zentrale Rolle in dem Desaster spielt. Zu einem Zeitpunkt im Sommer 2022, als die Energiepreise aufgrund des russischen Lieferstopps auf einem Rekordhoch waren, entschieden sich die Stadtwerke, große Mengen an Energie zu hohen Preisen zu kaufen. Dabei scheinen sie die weitreichende Entscheidung getroffen zu haben, nicht nur für das Jahr 2023 Energie einzukaufen, sondern auch bereits für die Jahre 2024 und 2025. Diese Taktik, motiviert durch die Angst, keinen Zugang zu bezahlbarer Energie zu haben, führte zu einem Überbestand, der sich später als schwerwiegendes Problem herausstellte.

Ursachen für das Defizit

Der Fehler lag jedoch nicht nur im überteuerten Einkauf, sondern auch in der unzureichenden Preispolitik gegenüber den Kunden. Trotz der Möglichkeit, die hohen Einkaufspreise zumindest teilweise weiterzugeben – unterstützt durch die Energiekostenbremse der Bundesregierung, die die Strompreise bei maximal 40 Cent pro Kilowattstunde deckelte – setzten die Stadtwerke nur 50 Cent an. Diese Entscheidung erschwerte es den Stadtwerken zusätzlich, einen Ausgleich für die hohen Kosten zu finden, was sich nun in der besorgniserregenden Bilanz zeigt.

Kurze Werbeeinblendung

Bürgermeister Marcus Ehm betont die Dringlichkeit der Situation und engagiert Anwälte, um die Umstände dieser finanziellen Misere zu prüfen. Die Verantwortlichen des Unternehmens stehen dabei im Fokus, insbesondere da die genauen Verkaufszahlen erst nach einer Zählerablesung am Ende des Geschäftsjahres ermittelt werden. Schulz merkt an, dass die fehlende Implementierung eines Frühwarnsystems zur Identifizierung finanzieller Probleme ein schwerwiegender Fehler war. Zukünftig wolle man ein solches System einführen, um besser auf solche Krisen reagieren zu können.

Der Rückgang des Energieverbrauchs in Sigmaringen, der durch die Empfehlungen der Bundesregierung zum Energiesparen verstärkt wurde, führte zu einem weiteren Problem: Der Überschuss an bezogener Energie musste unter Wert verkauft werden, was die Situation zusätzlich belastete. Dies alles geschah in einem Umfeld, in dem die Stadtwerke bereits damit kämpfen mussten, ihre Kunden zu halten. In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres verloren sie etwa zehn Prozent ihrer Strom- und sechs Prozent ihrer Gaskunden.

Zukunftsausblick und strategische Entscheidungen

Trotz dieses dramatischen Defizits planen die Stadtwerke, zum 1. Januar 2025 eine Senkung der Strom- und Gaspreise zu prüfen. Schulz erklärt, dass die Stadtwerke auf diese Preissenkung nicht verzichten können, da die Kunden andernfalls zu günstigeren Anbietern wechseln könnten. Diese strategische Entscheidung könnte jedoch bedeuten, dass das Unternehmen auf zusätzlich benötigte Einnahmen verzichtet, die zur Deckung des Defizits hilfreich wären. Dies alles, während sich ein geplanter Ausbau eines Nahwärmenetzes am Riedbaum wohl weiter verzögert, was die operativen Herausforderungen verstärkt.

Zurzeit spüren die Stadtwerke die negativen Folgen ihrer finanziellen Lage auch in anderen Bereichen. Ein weiteres Problem ist die Abhängigkeit von städtischen Finanzhilfen, um ihre Eigenkapitalquote zu stabilisieren und weitere Schulden zu verhindern. Bei einer Verschuldung von rund 25 Millionen Euro ist die Rückkehr zu Bankkrediten nach der Bilanzierung für 2024, die für April 2025 geplant ist, ungewiss.

Diese Entwicklungen zeigen, wie empfindlich die Situation ist und wie wichtig schnelle und durchdachte Entscheidungen sind, um das Vertrauen der Bürger und der Kunden zurückzugewinnen. Eine umfassende Analyse der finanziellen Praxis im Unternehmen wird notwendig sein, um zukünftige Fehlentscheidungen zu vermeiden und die Stadtwerke Sigmaringen auf einen stabilen Kurs zurückzuführen. Fortlaufende Informationen zu diesem Thema sind verfügbar bei www.schwaebische.de.

Quelle/Referenz
schwaebische.de

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"