Am Wildparkstadion in Karlsruhe fand ein bemerkenswertes Gespräch mit Stefan Stoll, dem Vorsitzenden der KSC-Faninitiative Blau-Weiss statt Braun e.V., statt. Stoll, der seit vielen Jahren in der Fanszene aktiv ist, stellte klar, dass im Sport kein unpolitisches Handeln existiere. Seiner Meinung nach ist das Engagement seiner Initiative nicht politisch im klassischen Sinne, sondern ein bedeutender Ausdruck von Menschenrechtsbewusstsein und Demokratie. „Was wir tun, machen wir aus Liebe zur Demokratie“, betonte er und verwies auf die Wichtigkeit, klare Positionen zu beziehen.
Die Initiativgründung im Jahr 2000 war eine Reaktion auf den zunehmenden Einfluss rechter Gruppierungen innerhalb der Fußballfanszene. Stoll erklärte, dass diese Bewegungen versucht hätten, die Fanszene zu unterwandern und man daraufhin einen klaren Gegenschritt einleiten wollte. Die Initiative hat sich daher zur Aufgabe gemacht, gegen Diskriminierung, Antisemitismus und rechtsextreme Tendenzen vorzugehen und ein Bewusstsein für die menschlichen Werte zu schaffen.
Engagement gegen Diskriminierung
Dieses Engagement wurde kürzlich mit dem Julius-Hirsch-Preis des Deutschen Fußballbundes ausgezeichnet, was für die Karlsruher eine besondere Bedeutung hat. Der Preis ist nach Julius Hirsch benannt, einem jüdischen Fußballspieler, der im Nationalsozialismus ermordet wurde. Stoll erwähnte, dass die Initiative in der Vergangenheit immer wieder Banner und Informationsmaterialien über Hirsch gestaltet hat, um seine Tragische Geschichte und das damit verbundene Engagement hervorzuheben.
„Es ist wichtig, dass wir die Fehler der Vergangenheit nicht vergessen“, sagte Stoll. In Anbetracht der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung, in der menschenverachtende Einstellungen an vielen Stellen wieder mehr Raum gewinnen, erscheint dieses Engagement dringender denn je. „Wenn solche Positionen salonfähig werden, erschwert das unsere Arbeit enorm“, fügte er hinzu.
Stoll sprach auch über die Kritik, die die Initiative manchmal erhält. Trotz negativer Rückmeldungen erfährt Blau-Weiss in der Karlsruher Fanszene überwiegend Zuspruch für ihr Engagement. „Wir führen Gespräche und versuchen Aufklärung zu leisten, damit die Menschen verstehen, warum wir uns für diese Themen einsetzen“, erklärte er. Erinnerungsarbeit sei dabei von zentraler Bedeutung, um ähnliche Fehler aus der Geschichte nicht erneut zu wiederholen und den Menschen die Wichtigkeit von Demokratie und Menschenrechten nahezubringen.
Zusätzlich zu ihrer eigenen Arbeit ist die Initiative auch in verschiedenen Netzwerken aktiv, darunter das Bündnis für Demokratie und Menschenrechte Karlsruhe sowie die Initiative „Nie wieder!“. Stoll betonte den Wert der Zusammenarbeit und Netzwerkarbeit und dass diese es der Initiative ermögliche, ihre Ideen zu teilen und die Finanzierung von Projekten zu sichern.
Am Ende des Gesprächs wurde deutlich, dass die Arbeit von Blau-Weiss statt Braun für die Fanszene nicht nur eine Notwendigkeit darstellt, sondern auch ein Beispiel für aktives und positives Handeln gegen die dunklen Schatten der Geschichte ist. „Gemeinsam müssen wir die Stellung beziehen, um gegen rechte Tendenzen vorzugehen“, schloss Stoll.