In den Wäldern der Region Heilbronn herrscht wieder reges Treiben – der Holzeinschlag hat begonnen. Dies ist die Zeit, in der ein Teil der Ernte als begehrtes Brennholz vermarktet wird. Besonders gefragt ist dieses bei Privatanwendern, die meist holznah kaufen. Die Euphorie der letzten Jahre, ausgelöst durch die Energiekrise nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, scheint jedoch vorüber zu sein, wie Forstleute berichten.
Nach mehreren Ausnahmejahren, in denen die Nachfrage nach Brennholz sprunghaft angestiegen ist, zeigt sich nun ein rückläufiger Trend. Jürgen Kuhn von der Holzverkaufsstelle des Landratsamts Heilbronn merkt an, dass 2022 und 2023 von unüblicher Nachfrage geprägt waren, sogar Bestellobergrenzen mussten eingerichtet werden. So lag in Obersulm etwa die Grenze bei zehn Festmetern. Diese Restriktionen scheinen jedoch nicht mehr nötig zu sein, wie Florian Fiedler von Forst BW berichtet.
Einschätzung der Marktlage
Der Forstwirtschaftsjahresbericht 2023/2024 zeigt, dass der Holzbedarf sich stabilisiert hat. „Viele haben sich 2023 mit Holz eingedeckt“, erklärt Kuhn, während ein milder Winter den Verbrauch zusätzlich senkt. Holger Betz, Geschäftsführer des Brennstoffhandels Emil Betz GmbH, bestätigt, dass sein Unternehmen noch über ausreichende Vorräte verfügt und rechnet mit einem Rückgang des Kaminholzabsatzes. Ein weiterer Faktor, der die Nachfrage beeinflusst, ist der günstige Ölpreis, wie Heinz Steiner, Leiter des Forstreviers Heilbronn-West, anmerkt.
Auffällig war der Preisanstieg für Brennholz in den letzten Jahren. Besonders beliebte Hölzer wie Buche, Eiche und Esche haben sich im Preis vervielfacht; ein Festmeter Buche kostet heute 90 Euro. Dies steht im krassen Gegensatz zu den Preisen vor fünf Jahren, wo dieselbe Menge nur 57 Euro kostete. Betz mahnt zudem zur Vorsicht: Der Forst ist im Vergleich zu Importhölzern teuer, was den Markt zusätzlich belastet, da er Wert auf nachhaltige Beschaffung legt.
Steigende Kosten und neue Verkaufsstrategien
Christian Feldmann, der für Forst BW zuständig ist, weist darauf hin, dass die Kosten für die Holzernte gestiegen sind – von Dieselpreisen bis hin zu Löhne. Das dünner werdende Holz erfordert mehr Aufwand, was wiederum die Wirtschaftlichkeit beeinträchtigt. Um den Hut voll zu halten, setzt Forst BW auf Online-Verkäufe. Auf ihrer Website wird Holz samt Foto und Preis angeboten, Kunden können bequem online bestellen und erhalten eine Karte mit dem Abholort.
Mit dieser neuen Einrichtung, die auch die Stadt Heilbronn nutzt, wird eine einfache Einkaufsmöglichkeit geschaffen. Ab dieser Woche kommt zudem ein „Marketplace“ unter www.holzfinder.de hinzu, um den Holzverkauf weiter zu verbessern. Traditionelle Live-Versteigerungen, wie sie in Obersulm stattfanden, haben infolge der Digitalisierung an Bedeutung verloren. „Leider geht etwas von der Tradition verloren“, bedauert Kämmerin Margit Birkicht, während die Jagd auf neue Käufer kompliziert bleibt.
Die Forstwirtschaft sieht sich bereits seit Jahren einem strukturellen Wandel gegenüber. Die Stadt Heilbronn beackert auf 1085 Hektar eine eigene Forstfläche, deren Holzeinschlag 2023 bei insgesamt 8066 Festmetern lag, wovon 2189 Festmeter Brennholz waren. Dies brachte einen bedeutenden Erlös von 105.780 Euro ein. Der weitaus größere Kommunalwald im Landkreis Heilbronn umfasst 16.000 Hektar und verzeichnete im Spitzenjahr 2023 insgesamt 28.100 Festmeter Holz, was etwa 2,4 Millionen Euro an Einnahmen generierte.
Die aktuellen Entwicklungen in der Forstwirtschaft zeigen, wie stark die Nachfrage nach Brennholz und die Preiskalkulation von globalen Ereignissen beeinflusst werden. Ausgesprochen agiles Handeln ist gefragt, da die Forstwirtschaft sich sowohl an die Bedürfnisse der Verbraucher als auch an die Herausforderungen des Marktes anpassen muss. Die Forstleute aus der Region rechnen mit einer Rückkehr zur Normalität im Brennholzverkauf, wie laut Informationen von www.stimme.de angedeutet wird.