In der Welt der Gesundheit und Ernährung boomt der Markt für Immunkuren und Nahrungsergänzungsmittel. Immer mehr Menschen setzen auf diese Produkte, um ihr Immunsystem zu stärken und sich vor Krankheiten wie der Grippe oder Covid-19 zu schützen. Doch namhafte Experten warnen: Diese Präparate könnten mehr schaden als nützen.
Gerade in Zeiten gesundheitlicher Unsicherheiten suchen viele nach Möglichkeiten, ihre Abwehrkräfte zu optimieren. Die Auswahl an angebotenem Supplementen ist schier unüberschaubar: von Pulvern über Brausetabletten bis zu Kapseln – die Preise variieren stark. Menschen werden mit Werbeversprechen gelockt, die schlüssig klingen: Nährstoffe sollen unser Immunsystem in Topform halten, Krankheiten wie Viren und Bakterien abwehren. Aber Experten stellen diese Annahmen in Frage.
Die Risiken der Nahrungsergänzungen
Professor Manfred Lutz, eine Autorität auf dem Gebiet der Immunologie, hebt hervor, dass vieler unserer Ansätze zur Stärkung des Immunsystems nicht nur überflüssig sind, sondern sogar gefährliche Nebenwirkungen haben können. Seinen Aussagen zufolge sei das Immunsystem eines gesunden Menschen in der Regel gut eingestellt, und ein Versuch, es „anzuregen“, könne zu gefährlichen Überreaktionen führen.
Ein weiteres Problem stellt die Herstellung komplexer Kombi-Präparate dar. Diese enthalten häufig eine Vielzahl an Vitaminen und Mineralstoffen. Laut einem GEO-Beitrag ist es in Ländern wie Deutschland äußerst selten, dass Menschen an einem Nährstoffmangel leiden. Falls doch ein Defizit vorliegt, sind Kombinationen wie Orthomol Immun nicht die optimale Lösung, da sie die Gefahr der Überdosierung einzelner Nährstoffe erhöhen.
Professor Ferdinand Gerlach von der Goethe-Universität Frankfurt erklärt, dass die Vorstellung, spezielle Stoffkombinationen würden außergewöhnliche Wirkungen erzielen, unbegründet ist. Diese Behauptungen der Hersteller sind nicht durch wissenschaftliche Daten gestützt.
Auch die Ergebnisse von Tests durch Verbrauchermagazine werfen ein äußerst schlechtes Licht auf die Qualität dieser Produkte. Ökotest hat viele dieser Nahrungsergänzungsmittel, darunter auch solche aus Apotheken, gründlich untersucht. Produkte wie Orthomol Immun Pro oder Unizink Immun Plus schnitten im Test miserabel ab und erhielten die Bewertung „ungenügend“. Die Tester bemängelten nicht nur das Fehlen von Wirksamkeitsnachweisen, sondern auch irreführende Deklarationen und Überdosierungen an Nährstoffen.
Zusätzlich wissen wir aus Äußerungen von Experten wie Manfred Schubert-Szilavecz von der Goethe-Universität, dass es keine gesicherten Daten gibt, die belegen, dass diese Mittel tatsächlich einen Nutzen für gesunde Menschen haben und vor Erkältungen schützen können. Die Vorstellungen über eine „Immunboosting“-Wirkung bleiben daher weiterhin fraglich.
Diese Erkenntnisse zeigen deutlich, dass eine ausgewogene Ernährung, die auch in normalen Ernährungsgewohnheiten in Deutschland grundsätzlich gewährleistet ist, die beste Grundlage für ein starkes Immunsystem bietet. Anstatt auf teure Nahrungsergänzungsmittel zu setzen, sollten Menschen auf eine gesunde Lebensweise achten.
Weitere Informationen können auf www.fr.de nachgelesen werden.
