Neue Bilddatenbank zeigt das Leben von Migrantinnen in Wien!
Neue Bilddatenbank zeigt Migrationserfahrungen seit den 70ern, analysiert von Historikerin Vida Bakondy. Einblick in das Leben der Migrantinnen.

Neue Bilddatenbank zeigt das Leben von Migrantinnen in Wien!
Eine neue Bilddatenbank gewährt faszinierende Einblicke in den Alltag von Migranten, die seit den 1970er Jahren in Österreich leben. Die Datenbank ist Teil des Forschungsprojekts „Picturing Migrants‘ Lives“, das unter der Leitung der Historikerin Vida Bakondy vom Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes steht. Sie analysierte die Aufnahmen des Fotoreporters Jovan Ritopečki, der 1966 nach Wien kam, dem Jahr, in dem das Anwerbeabkommen zwischen Österreich und Jugoslawien unterzeichnet wurde. Die Bilder dokumentieren nicht nur das alltägliche Leben von Migranten, sondern thematisieren auch die harten Lebensbedingungen und strukturelle Diskriminierung, die viele von ihnen erfahren.
Besonders hervorzuheben ist der Fokus auf Migrantinnen, deren Lebensrealitäten in der öffentlichen Wahrnehmung oft im Schatten stehen. Die Fotografien zeigen Frauen bei der Arbeit, in der Freizeit oder zu Hause und brechen mit gängigen Stereotypen. Sie illustrieren feminisierte Arbeitsbereiche und präsentieren eine Vielzahl von Lebenslagen und Migrationserfahrungen. Viele der abgebildeten Frauen kamen allein, um sich ihren Familien anzuschließen oder gründeten eigene Familien in Österreich.
Eine tiefere Analyse der Lebensumstände
Die Bilddatenbank umfasst eine visuelle Chronik, die mehr als zwei Jahrzehnte Migrationsgeschichte dokumentiert. Besonders interessante Aspekte beleuchtet die Analyse von Ritopečkis Fotografie, die in einer Unterkunft für jugoslawische Migranten an der Peripherie Wiens entstand. Diese Serie von 30 Schwarz-Weiß-Negativen, die den Titel „Haus-des-Schreckens“ trägt, bietet einen eindrucksvollen Einblick in die prekären Lebensbedingungen und die gesellschaftliche Marginalisierung von Migranten. Die Mikroanalyse zeigt, wie die soziale Position des Fotografen, der selbst Migrant war, seine Sichtweise und Herangehensweise an die Thematik beeinflusste und wie die transnationalen Kontexte der Fotografien historische Deutungs- und Erwartungshorizonte prägen.
Diese Darstellungen korrelieren mit aktuellen Berichten über die Herausforderungen, denen migrantische Frauen in Deutschland gegenüberstehen. Anlässlich des Internationalen Tags der Arbeit wurde im Rahmen der Initiative #UnsichtbareSichtbarMachen die strukturelle Ungleichheit auf dem deutschen Arbeitsmarkt thematisiert. Laut einer Studie verdienen migrantische Frauen durchschnittlich 30 % weniger als ihre männlichen Kollegen ohne Migrationsgeschichte. Der Gender Pay Gap in Deutschland beträgt 16 %, während Migrantinnen mit 30 % zusätzlich unter diesen Ungleichheiten leiden.
Die Realität von Migranten und Migrantinnen
Die Daten aus dem IAB-BAMF-SOEP-Erhebungen zeigen, dass lediglich 33 % der geflüchteten Frauen im erwerbsfähigen Alter nach acht Jahren in Deutschland Zugang zum Arbeitsmarkt haben, verglichen mit 89 % der Männer. Darüber hinaus sind migrantische Frauen häufig im Niedriglohnsektor beschäftigt, was ein erhöhtes Risiko für Altersarmut und unsichere Arbeitsbedingungen mit sich bringt. Diese Umstände machen deutlich, wie wichtig es ist, gezielte intersektionale Maßnahmen zu ergreifen, um soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten.
Insgesamt verdeutlichen die neuen Bilder und die begleitenden Analysen, wie entscheidend es ist, migrantische Lebensrealitäten sichtbar zu machen. Die Bilddatenbank eröffnet nicht nur neue Perspektiven auf die Migrationsgeschichte, sondern fordert auch eine Gesellschaft heraus, die oft die Anwesenheit und die Herausforderungen dieser Menschen ignoriert.
Weitere Informationen und einen tiefen Einblick in das Projekt finden Sie bei der Kleinen Zeitung, im Journal für Migrationsforschung und auf der Webseite von DAMIGRA.