Der Mythos um die Herkunft von Christopher Kolumbus steht möglicherweise vor einer grundlegenden Neubewertung. Generationen lang galt der italienische Seefahrer als gebürtiger Genuese, doch neue Forschungsergebnisse aus Spanien deuten auf eine andere Herkunft hin. Laut einer aktuellen Studie von einem Forscherteam der Universität Granada könnte Kolumbus tatsächlich aus einer jüdischen Familie im spanischen Mittelmeerraum stammen.
Forschungsleiter José Antonio Lorente und sein Team haben DNA-Proben, darunter auch von Kolumbus‘ Sohn Hernando, untersucht. Diese Proben lassen darauf schließen, dass Kolumbus nicht aus Genua, sondern aus einer Region stammt, die heute Teil Spaniens ist. Lorente erklärt: „Wir haben DNA von seinem Sohn, die ihn als eben diesen bestätigt. Das Erbgut zeigt Merkmale, die mit einer jüdischen Herkunft übereinstimmen.“ Diese Erkenntnisse wurden im Rahmen einer Dokumentation des spanischen Staatssenders RTVE veröffentlicht.
Neue Erkenntnisse über DNA-Analysen
Die Analyse hebt hervor, dass Kolumbus’ Überreste in der Kathedrale von Sevilla beigesetzt sind. Die Forscher haben über Jahre hinweg verschiedene Theorien zu Kolumbus’ Herkunft untersucht und stellen nun fest, dass eine spanische Abstammung die wahrscheinlichste Erklärung darstellt. Zuvor hatten Wissenschaftler DNA-Proben von Männern in Norditalien genommen, die den Nachnamen ‚Colombo‘ trugen, in der Hoffnung, eine genetische Verbindung zu Kolumbus zu finden. Diese Annahme erwies sich jedoch als unzutreffend, da keine signifikanten Übereinstimmungen gefunden wurden.
Der Entdecker, der etwa 1451 geboren wurde und 1506 starb, hatte im Auftrag der spanischen Krone den Versuch unternommen, einen neuen Seeweg nach Indien zu finden. Statistisch bedeutsame Erklärungen zur Herkunft Kolumbus’ werfen Fragen auf, wie seine schriftlichen Arbeiten – die meisten davon auf Spanisch – und die Tatsache, dass er in Portugal heiratete, die seine italienischen Wurzeln in Frage stellen.
Des Weiteren wird erläutert, dass die gesamte Thematik um Kolumbus’ Herkunft vielschichtiger ist als oft angenommen. Oft wird Kolumbus als Symbol für die Erschließung neuer Kontinente und Handelswege gesehen, dennoch ist seine Identität von großer historischer und kultureller Bedeutung. Die Frage nach seiner wahren Herkunft könnte daher nicht nur akademisches Interesse wecken, sondern auch das Bild der Geschichte verändern, wie wir Kolumbus und die Entdeckung Amerikas betrachten.
Wissenschaftler und Historiker werden sicherlich die neuen Ergebnisse genauestens analysieren und diskutieren, da sie die Narrative über einen der berühmtesten Entdecker der Geschichte beeinflussen können. Angesichts aktueller philosophischer Diskussionen über Identität und Herkunft wird dieses Thema auch in der breiten Öffentlichkeit interessiert verfolgt werden.
Für detaillierte Informationen zu den Forschungsergebnissen und deren Auswirkungen auf die Geschichtswissenschaft lohnt sich ein Blick in die Dokumentation „Colón DNA, su verdadero origen“, die aktuell im spanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde.
dpa/cél