In einer entscheidenden Sitzung hat die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag in Frankfurt den Einlagensatz auf 3,00 Prozent gesenkt, was den vierten Zinsschritt in diesem Jahr darstellt. Auch der Hauptrefinanzierungssatz wurde von 3,40 auf 3,15 Prozent herabgesetzt. Diese Maßnahmen sind im Kontext trüber Konjunkturaussichten und sinkenden Inflationssorgen zu verstehen. Notenbankchefin Christine Lagarde und ihr Team setzen weiterhin auf vorsichtige Lockerungsmaßnahmen, um die Inflation bei einem mittelfristigen Zielwert von zwei Prozent stabil zu halten.
Wirtschaftliche Unsicherheiten und Marktprognosen
Die EZB bewegt sich in einem komplexen wirtschaftlichen Umfeld, das trotz positiver Entwicklungen – die Inflation liegt im Jahr 2024 bei 2,3 Prozent – durch schwache Konjunkturdaten belastet wird. Politische Instabilitäten in Deutschland und Frankreich, den größten Volkswirtschaften der Eurozone, tragen zur Unsicherheit bei. Auch drohende Zölle unter der möglichen zweiten Amtszeit von Donald Trump könnten negative Auswirkungen auf die Wirtschaft in der Eurozone haben. Bundesbankpräsident Joachim Nagel warnte, dass Zollpläne Deutschland enorm schaden könnten, was die Wirtschaftsleistung um ein Prozent verringern könnte, so FTD.
Für die künftige Zinspolitik wird eine weitere Absenkung prognostiziert, da 73 von 75 befragten Ökonomen in einer Reuters-Umfrage von einer weiteren Senkung um 0,25 Prozent bis Ende des Jahres ausgehen. Einigen Experten zufolge könnte der Einlagensatz bis Mitte 2025 sogar auf 1,75 Prozent fallen, was die Sorgen um die wirtschaftliche Stabilität im Euroraum widerspiegelt.