
Ein aktueller Bericht von IQAir, einem Schweizer Unternehmen, das die Luftqualität weltweit verfolgt, zeigt, dass im vergangenen Jahr fast alle der 20 am stärksten verschmutzten Städte der Welt in Asien lagen. Dies ist alarmierend, insbesondere da 13 dieser Städte in Indien liegen, dem bevölkerungsreichsten Land der Welt. Dort wird das rasante Wirtschaftswachstum vor allem durch Kohle angetrieben, während Millionen von Menschen in verkehrsüberfüllten Megastädten leben.
Die am meisten betroffenen Länder
Unter den am schlimmsten betroffenen Städten finden sich auch vier in Pakistan sowie jeweils eine in China und Kasachstan. Die einzige Stadt außerhalb Asiens, die in dieser Liste aufgeführt ist, ist N’Djamena, die Hauptstadt Tschads in Zentralafrika, die als Land mit der schlechtesten Luftqualität benannt wurde.
Die schwersten Luftverschmutzungen in Nordamerika
In Nordamerika verzeichneten alle Städte mit der schlechtesten Luftqualität Ausnahmezustände – alle in Kalifornien. Der Bericht konzentrierte sich insbesondere auf Feinstaub (PM2.5), einer der kleinsten und zugleich gefährlichsten Schadstoffe, der vor allem aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe, Staubstürmen und Waldbränden entsteht.
Die Gesundheitsgefahren von PM2.5
PM2.5-Partikel sind so klein (1/20 der Breite eines menschlichen Haares), dass sie die natürlichen Abwehrmechanismen des Körpers überwinden und in die Lunge oder in den Blutkreislauf gelangen können. Diese Partikel können Reizungen und Entzündungen hervorrufen und sind mit Atemwegserkrankungen und chronischen Nierenerkrankungen verbunden. Langfristige Exposition kann Krebs, Schlaganfall oder Herzinfarkte verursachen und ist zudem mit einem höheren Risiko für Depressionen und Angstzuständen assoziiert.
Die Situation in Indien
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass die durchschnittlichen jährlichen PM2.5-Werte 5 Mikrogramm pro Kubikmeter nicht überschreiten. Doch die indische Stadt Byrnihat verzeichnete im letzten Jahr einen PM2.5-Wert von 128,2 – mehr als 25 Mal über dem WHO-Standard. „Es ist sehr traurig und machtlos, dass Byrnihat ständig an der Spitze der Liste steht“, erklärte Suman Momin, eine 26-jährige Bewohnerin der Stadt mit etwa 70.000 Einwohnern. Sie machte Fabriken und die boomende Baubranche verantwortlich für die toxische Luft.
Kritische Lage in Metropolen
Die Luftverschmutzung in Indien bleibt ein großes Gesundheitsproblem. Obwohl das Land im Vergleich zum Vorjahr von Platz drei auf fünf gefallen ist, bleibt die Belastung durch Luftverschmutzung erheblich und verringert die Lebenserwartung schätzungsweise um 5,2 Jahre. Die Nachbarländer Bangladesch und Pakistan belegen in diesem Bericht die Plätze zwei und drei in Bezug auf PM2.5- Partikel weltweit.
Die Lage in China
China, das früher die weltweiten Rankings der schlechtesten Luftqualität dominierte, zeigte eine leichte Verbesserung. Die nationale jährliche Durchschnittskonzentration von PM2.5 sank von 32,5 Mikrogramm pro Kubikmeter auf 31. Für Megastädte wie Peking, Shanghai, Chengdu, Guangzhou und Shenzhen wurde eine Verbesserung der Luftqualität festgestellt. Dennoch bleibt China der größte Kohlenstoffdioxid-Emittent der Welt und plant, 100 Gigawatt neue Kohlekraftwerkskapazitäten zu bauen, was besorgniserregend ist.
Globale Herausforderungen der Luftüberwachung
Der Bericht zeichnet ein düsteres Bild der globalen Luftqualität. Viele Länder, insbesondere im asiatischen Raum, kämpfen mit unzureichenden Überwachungsmaßnahmen und Datenlücken. Lediglich 17 % von 8.954 weltweit analysierten Städten erfüllten die WHO-Richtlinien für die Luftqualität. Der Mangel an Daten und Monitoring-Stationen wird sich voraussichtlich verschärfen, da die USA angekündigt haben, die Luftqualitätsdaten, die sie weltweit sammeln, aufgrund von „finanziellen Einschränkungen“ nicht mehr zu teilen.
Forderung nach Veränderung
Das IQAir-Team fordert die Regierungen auf, mehr Mittel für Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien bereitzustellen und die Emissionsgrenzen für Fahrzeuge sowie industrielle Aktivitäten zu verschärfen. Suman Momin wünscht sich, dass die Behörden in Byrnihat Maßnahmen ergreifen, um ihre Stadt vor einem weiteren Jahr an der Spitze der am stärksten verschmutzten Städte zu bewahren. „Die Menschen hier haben im Laufe der Jahre auch Atemprobleme entwickelt. Ich möchte diese Gegend nicht verlassen. Wir wollen, dass die Regierungen mehr tun und zusammenarbeiten“, schloss sie.
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