
Der Bürgermeister von Istanbul, Ekrem İmamoğlu, wurde suspendiert und befindet sich derzeit in Untersuchungshaft. Die türkische Innenbehörde gab am Sonntag bekannt, dass die vorübergehende Absetzung des oppositionellen Politikers von der Republikanischen Volkspartei (CHP) aufgrund von Bestechungsvorwürfen erfolgt ist, die ein türkisches Gericht bestätigt hat. İmamoğlu, der am Mittwoch zusammen mit Dutzenden anderen festgenommen wurde, steht im Fokus von Korruptionsermittlungen, die insgesamt 106 Personen betreffen.
Seine Festnahme löste in der Metropole Istanbul heftige Proteste aus, bei denen Schätzungen zufolge bis zu 300.000 Menschen auf die Straßen gingen, trotz bestehender Demonstrationsverbote. Die Protestierenden fordern die sofortige Freilassung des Bürgermeisters, der auch als ernstzunehmender Herausforderer des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdoğan gilt. İmamoğlu hatte erst vor wenigen Monaten, im Jahr 2024, die Wiederwahl in Istanbul gewonnen, was erneut als Rückschlag für die regierende AKP von Erdoğan angesehen wurde.
Politische Konsequenzen
Die suspendierung von İmamoğlu erfolgt in einem politisch aufgeladenen Klima. Der Stadtrat von Istanbul, wo die CHP die Mehrheit hat, wird in den kommenden Tagen einen amtierenden Bürgermeister wählen müssen. Es ist unklar, wie sich die Situation auf die langfristigen politischen Ambitionen von İmamoğlu auswirken wird, da er als potentieller Präsidentschaftskandidat der CHP gilt.
Die Partei hat bereits angekündigt, trotz der laufenden Ermittlungen an seiner Nominierung festzuhalten. Bei einer bevorstehenden Abstimmung werden 1,7 Millionen Mitglieder der CHP aufgerufen, über die Nominierung zu entscheiden. Die bevorstehende Präsidentenwahl in der Türkei ist für 2028 angesetzt, und İmamoğlu wird als der einzige Kandidat angesehen und gilt als aussichtsreicher Herausforderer für Erdoğan.
Kritik und Reaktionen
Die Festnahme von İmamoğlu wurde von CHP-Vorsitzendem Özgür Özel als "ziviler Putsch" bezeichnet, was die angespannte Stimmung innerhalb des Landes unterstreicht. Hinter den Anschuldigungen gegen İmamoğlu stehen nicht nur Bestechungsvorwürfe, sondern auch Terrorermittlungen, die im Kontext einer Zusammenarbeit zwischen der CHP und der prokurdischen Dem-Partei bei den Kommunalwahlen stehen.
Dennoch weist İmamoğlu alle Vorwürfe von sich und sieht sich selbst als Opfer politischer Verfolgung. Die kommenden Tage werden entscheidend sein, sowohl für seine politische Zukunft als auch für das politische Klima in der Türkei insgesamt. Die Entwicklungen rund um İstanbul werden genau verfolgt, da sie möglicherweise weitreichende Konsequenzen für die Opposition und die Regierung unter Erdoğan haben könnten.
Weitere Informationen sind auf Österreichische Nachrichten und n-tv zu finden.
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