Im professionellen Fußball sind Verletzungen an der Tagesordnung, doch die Genesung der Spieler erfolgt oft in einem bemerkenswerten Tempo. Während Hobbysportler häufig monatelang mit Verletzungen kämpfen, sind Profis wie die Spieler des Hamburger SV oft deutlich schneller wieder einsatzbereit. Eine entscheidende Rolle spielt die hochentwickelte medizinische Versorgung, die den Spitzensport begleitet.
Bei einem kürzlich im Volksparkstadion durchgeführten Fußballmedizinischen Symposium demonstrierte der Mediziner Peter Stiller seine innovativen Behandlungsmethoden. Er wandte ein Gerät an, das Stoßwellen erzeugt, um die Heilung von Verletzungen zu beschleunigen. Diese Technologie fördert die Durchblutung und reduziert Entzündungen, was zur schnelleren Regeneration des Gewebes führt. „Die Verletzung heilt schneller“, erklärt Stiller. Doch nicht alle Verletzungen werden gleich behandelt. Manche Athleten, wie eine 18-jährige Spielerin, haben aufgrund unzureichender Behandlungen langanhaltende Beschwerden, die mittlerweile zu chronischen Schmerzen führen.
Die Bedeutung der richtigen Therapie
Stiller setzt auf eine Kombination aus verschiedenen Therapieformen. Dazu gehören Kernspinresonanztherapie, Laserbehandlung und Kältetherapie, die, so Stiller, zusammen deutlich effektiver sind als einzelne Behandlungen. Das Ziel ist nicht nur die kurzfristige Linderung von Schmerzen, sondern auch die nachhaltige Wiederherstellung der Funktionalität, sodass die Athleten schmerzfrei ihren Alltag und eventuell sogar ihre Studienpläne verfolgen können.
Die Herausforderung besteht jedoch darin, dass viele dieser modernen Therapien oft nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Im Symposium berichtete Stiller, dass die Kassen häufig lediglich einfache Maßnahmen unterstützen, die in ihren Richtlinien verankert sind, obwohl diese oft unzureichend sind. „Die Veranstaltung hilft uns, zu zeigen, was möglich ist, wenn man sich die Zeit und die Ressourcen gönnt“, sagte Stiller.
Sichtweisen der Sportärzte
Das Symposium, das Sportmedizinern, Physiotherapeuten und Trainern gewidmet ist, wird von Götz Welsch, dem leitenden Mannschaftsarzt des HSV, organisiert. Welsch betont die Wichtigkeit einer Ausbildungsplattform für junge Mediziner, um die Realität im Spitzensport zu verstehen. „Im Studium lernen sie oft nur die chirurgischen Optionen, die letzten Endes nicht immer notwendig sind. Es gibt zahlreiche konservative Ansätze mit gutem Erfolg, die über die rein chirurgischen Lösungen hinausgehen.“
Auf die Bedeutung der Erstbehandlung am Spielfeldrand hingewiesen wird, um im Verletzungsfall schnell zu reagieren. Welsch erklärt, dass die initiale Versorgung durch Trainer und Reha-Experten entscheidend ist. In dem Fall von HSV-Profi Bakery Jatta seien etwa auch Reha-Trainer entscheidend für den Heilungsprozess gewesen.
Regeneration im Hochgeschwindigkeitsfußball
Trotz aller Fortschritte bleibt die gesamte Regeneration der Profis nicht ohne Risiken. Welsch erklärt, dass Fußballer heutzutage im Schnitt doppelt so schnell von Verletzungen genesen wie noch vor 15 Jahren. Gleichzeitig sind die Spieler jedoch auch verletzungsanfälliger geworden. Dies ist eine direkte Folge der intensiveren Spielweise und der höheren physischen Belastung in modernen Ligen. „Spitzensport schadet den Gelenken, aber wir haben viel bessere Möglichkeiten zur Unterstützung der Regeneration“, so Welsch.
Der Unterschied zwischen Hobbysportlern und Spitzenathleten ist enorm. Während Hobbyisten häufig nicht das gleiche Maß an Unterstützung zur Verfügung haben, sind Profis in der Lage, ihr ganzes Training und ihre Regeneration um höchstentwickelte medizinische Behandlungen herum zu strukturieren. Für viele Hobbysportler bleibt der Zugang zu diesen Therapieformen oft unerschwinglich, was bedeutet, dass sie in der Regel auf schlichtere und weniger effektive Methoden angewiesen sind.
Ein Beispiel für den hohen Druck auf Sportler liefert der aktuelle Fall von Robert Glatzel, dessen Operation bereits für unumgänglich erklärt wurde und der dem HSV in der Hinrunde nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Die Notwendigkeit schneller Genesung führt zu einer Art „Turbo-Heilung“, die zwar beeindruckende Ergebnisse liefern kann, jedoch auch mit enormen Kosten verbunden ist.
„Die finanziellen Hürden sind oft ein entscheidender Faktor“, meint Welsch. Während die Spitzensportler die Behandlung fast vollumfänglich in Anspruch nehmen können, bleibt dies vielen Amateur-Athleten verwehrt, die es sich oft nicht leisten können, eine ähnliche professionelle Genesung zu erfahren wie die Profis.
Der Hochleistungssport fordert also seinen Preis – sowohl gesundheitlich als auch finanziell. Um angemessene Behandlungsmöglichkeiten zu finden und schnelle Genesungszeiten zu gewährleisten, bleibt der Austausch von Wissen in Fachkreisen unerlässlich. Wie auch immer sich das Gesundheitssystem entwickeln mag, der Druck auf Athleten, schnell zurückzukehren, wird nicht nachlassen.
Für weitere Informationen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.ndr.de.