In einer bedeutenden kulturellen Initiative verlassen mehr als 100 Werke des bekannten deutschen Expressionisten Max Pechstein (1881-1955) Zwickau, um auf eine internationale Tournee zu gehen. Diese Entscheidung steht im Zusammenhang mit der vorübergehenden Schließung des Max-Pechstein-Museums in seiner Geburtsstadt für umfangreiche Bauarbeiten, die bis 2028 andauern sollen. Die auserlesene Sammlung, die Gemälde, Fotografien und Tagebücher beinhaltet, wird nun der Welt außerhalb Zwickaus zugänglich gemacht. „Es bietet sich eine einmalige Gelegenheit, die Werke aus der Heimatstadt des Künstlers einem internationalen Publikum zu zeigen“, hob Petra Lewey, Leiterin der Zwickauer Kunstsammlungen, bei der Präsentation der Pläne hervor.
Die Schließung des Museums wird erforderlich, um mit einem Budget von 8,5 Millionen Euro umfassende Renovierungsarbeiten durchzuführen. Maximilian Letze, Direktor des Tübinger Instituts für Kulturaustausch, betonte, dass die Familienmitglieder von Pechstein, unter ihnen die Enkel Julia und Martin, aktiv an der Realisierung der Leihgaben mitgewirkt haben. „Darüber ist ein Ausstellungskonzept entstanden, das international überzeugen dürfte“, fügte er hinzu. Die Ausstellung wird nicht nur Gemälde, Aquarelle und Grafiken umfassen, sondern auch Tagebucheinträge, Fotografien und Skizzen, die Einblicke in Pechsteins kreativen Prozess geben.
Erster Halt: Rotterdam
Die Reise der Kunstwerke startet im kommenden März in der Kunsthal in Rotterdam, einem renommierten Ausstellungsraum in den Niederlanden. Über 20 Museen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie bedeutende Institutionen in den USA und Asien haben bereits Interesse an den Exponaten bekundet. „Wir wurden von Anfragen geradezu überflutet“, berichtete Letze. Trotz der Abwanderung der Werke müssen die Zwickauer nicht ganz auf die Schätze ihres berühmtesten Künstlers verzichten: Einige ausgewählte Arbeiten werden ab dem nächsten Jahr wieder in den Kunstsammlungen der Stadt präsentiert.
Pechstein gilt als einer der prominentesten Vertreter des deutschen Expressionismus und war eine zentrale Figur in der Künstlergruppe „Brücke“, die unter anderem von Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel gegründet wurde. Pechstein lebte in Berlin und unternahm zahlreiche Reisen, die ihm Inspiration für viele seiner Werke gaben, darunter auch die berühmten Südsee-Motive, für die er bekannt ist. Die bevorstehende Ausstellung wird einen umfassenden Überblick über die künstlerische Entwicklung Pechsteins über sieben Jahrzehnte bieten, einschließlich seiner entscheidenden Werke aus verschiedenen Schaffensperioden.
Mit dieser internationalen Tournee wird das Erbe Max Pechsteins sichtbar und für eine breitere Öffentlichkeit erfahrbar gemacht. Dies ist nicht nur eine große Chance für die Kunstgemeinschaft, sondern auch eine eindrucksvolle Geste, um den Einfluss und das Erbe des exzentrischen Künstlers zu würdigen. Die Ausstellung wird sowohl für Kunstliebhaber als auch für neue Generationen von Interessierten von unschätzbarem Wert sein.