Die Sehnsucht nach nachhaltigem Reisen ist groß, doch wie steht es wirklich um die Buchungen in der Praxis? Eine aktuelle Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) zeigt auf, dass rund zwei Drittel der Deutschen Wert auf Nachhaltigkeit legen, allerdings entscheidend ist dies für nur drei Prozent bei der Buchung von Reisen. Dies deutet auf eine massive Diskrepanz zwischen Wünschen und Realität hin, wie bereits im Volksblatt berichtet. Die Projektleiterin der FUR-Reiseanalyse, Friedericke Kuhn, erklärt, dass bei der Reisebuchung oft der Preis und persönliche Genussmotivation im Vordergrund stehen. Viele greifen im Urlaub gerne auf fernere Ziele zurück – dabei ist nachhaltiges Reisen oft gleichbedeutend mit einer bewussteren Auswahl und näher gelegenen Destinationen.
Ein starkes Verlangen nach Veränderung
Obwohl 48 Prozent der Deutschen ökologisch verträgliche Reiseangebote wünschen und 62 Prozent soziale Verantwortung bei ihren Urlaubsreisen priorisieren, bleibt die praktische Umsetzung hinter diesen Ansprüchen zurück. Im Jahr 2023 wurden nur elf Prozent der Urlaubsreisen mit einem Nachhaltigkeitslabel gebucht und lediglich fünf Prozent der Reisenden nutzten CO2-Kompensationsmöglichkeiten, wie vom Umweltbundesamt aufgezeigt. Im gleichen Jahr betrug die durchschnittliche Distanz für Anreisen zu Urlaubszielen 1.877 Kilometer, wobei der Anteil der Flugreisen mit 47 Prozent einen neuen Höchststand erreichte. Dies lässt darauf schließen, dass viele Menschen trotz der theoretischen Zustimmung zu einem umweltfreundlicheren Urlaub eher zu schnellen Flugreisen tendieren.
Kuhn betont, dass selbst bei den jüngeren Reisenden, die nachhaltige Praktiken oft priorisieren, die durchschnittliche Reiseentfernung weiterhin hoch ist. Um das Potenzial für nachhaltiges Reisen voll auszuschöpfen, müssen dringend Anreize geschaffen werden, die es den Reisenden ermöglichen, ihre Haltung auch in Taten umzusetzen. Es zeigt sich, dass nachhaltiges Reisen nicht per se teurer ist – vielmehr hängt es von der Wahl der Destination und der Reisemittel ab. Um diesen Trend umzulenken, sind attraktive Angebote und umfassendere Informationen unerlässlich, damit nachhaltiges Reisen zur Norm wird und nicht nur ein Wunsch bleibt.
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