Rumäniens Oberster Gerichtshof ordnet Neuauszählung der Präsidentschaftswahl an

Bukarest, Rumänien – Das oberste Gericht Rumäniens ordnete eine Auszählung der Stimmen für die erste Runde der Präsidentschaftswahl an. Diese Entscheidung könnte die Glaubwürdigkeit der staatlichen Institutionen gefährden, insbesondere vor zwei weiteren Wahlen, die bereits anstehen.
Gerichtliche Entscheidung zur Stimmenauszählung
Das Gericht erklärte in einer Mitteilung, dass es „einstimmig die Überprüfung und Neuauszählung der Wahlzettel für die Präsidentschaftswahl am 24. November angeordnet hat“. Nach den ersten Umfragen, die Calin Georgescu, einen unabhängigen Politiker der extremen Rechten, vor der Wahl in den einstelligen Prozentbereich eingestuft hatten, stellte sein überraschender Sieg Fragen auf, wie so ein unerwartetes Ergebnis in einem Mitgliedstaat der Europäischen Union und der NATO möglich war.
Politische Turbulenzen in Rumänien
Die Entscheidung trägt zur Unruhe im rumänischen Wahlprozess bei, der in den kommenden Wochen drei entscheidende Wahlen durchführt. Diese Wahlen sind ausschlaggebend für die zukünftige politische Ausrichtung eines Landes, das traditionell pro-westlich eingestellt ist und ein fester Verbündeter der Ukraine war.
Georgescu hat in der Vergangenheit Politiker der rumänischen Faschisten der 1930er Jahre als Nationalhelden und Märtyrer gelobt. Zudem hat er NATO und die rumänische Haltung zur Ukraine kritisiert und gefordert, dass das Land mit Russland dialogieren sollte, anstatt es herauszufordern.
Die anstehenden Wahlen
In der Stichwahl am 8. Dezember wird Georgescu gegen die zentristische Kandidatin Elena Lasconi antreten. Zudem sind für den Sonntag die Parlamentswahlen angesetzt. Insgesamt wurden bei der Wahl 9,46 Millionen Stimmen abgegeben.
Hintergründe zum Stimmenaufruf
Die Entscheidung für eine Neuauszählung wurde getroffen, nachdem der konservative Präsidentschaftskandidat Cristian Terhes, der am Sonntag nur 1 % der Stimmen erhielt, das Wahlergebnis angefochten hatte. Terhes fordert, dass das Gericht die Wahlergebnisse annulliert. Das Gericht hat eine Entscheidung für den 29. November ausgesetzt und gleichzeitig um eine Neuauszählung gebeten.
Einfluss junger Wähler und soziale Medien
Der Leiter der Wahlbehörde des Landes, Toni Grebla, erklärte, dass es nach Eingang des offiziellen Antrags Tage dauern würde, um die Stimmen neu auszuzählen. Der sozialdemokratische Ministerpräsident Marcel Ciolacu belegte am Sonntag den dritten Platz, nur 2.740 Stimmen hinter der zweitplatzierten Lasconi.
Georgescu konnte viele Stimmen von jungen Wählern und Rumänen im Ausland gewinnen, wobei seine Kampagne stark auf der Video-Sharing-Plattform TikTok basierte. Am Mittwoch äußerte ein hochrangiger Beamter des rumänischen Telekommunikationsregulators den Wunsch, TikTok vorübergehend auszusetzen, bis die Rolle der Plattform bei den Wahlen untersucht ist.
Sicherheitsbedenken und rechtliche Herausforderungen
TikTok wies diese Bedenken zurück und betonte, dass die meisten Kandidaten auf ihrer Plattform sowie in anderen sozialen Medien für sich geworben hätten. Das oberste Sicherheitsgremium des Landes trifft sich am Donnerstag, um potenzielle nationale Sicherheitsrisiken zu erörtern, die von staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren im Cyberraum ausgehen.
Im Oktober hatte das Verfassungsgericht entschieden, dass ein Politiker der extremen Rechten von der Präsidentschaftswahl ausgeschlossen werden sollte. Diese Entscheidung wurde von Analysten, Menschenrechtsgruppen und einigen Parteien als eine Überschreitung der Gerichtsbefugnisse kritisiert.
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